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Die Seeing1-Justage

Auf der Haupt-Justageseite finden sie viele Informationen zur Newton Justage. Hier möchte ich ihnen nur Schritt für Schritt darstellen, wie ich selbst justiere. Dazu benutze ich einen Justierlaser und nur eine durchbohrte Filmdose. Und weil ich diese Art zu justieren noch nirgendwo gelesen habe, nenne ich es die "Seeing1 Justage".
Allerdings funktioniert diese Methode bei Systemen mit einer versetzten Spinne nicht!
Sie können zwar normal mit dem Laser kollimieren, aber die Erkennung der FS-Position ist nicht mehr eindeutig.

Zu vielen anderen Anleitungen unterscheidet sich meine Methode in 2 grundlegenden Punkten: Bei der Justage mit Laser sollte folgendes unbedingt beachtet werden:

  • Der Hauptspiegel muss eine genaue Mittelmarkierung haben
  • Der Laser sollte selbst gut justiert sein
  • Der Justierlaser wird in den möglichst waagerecht eingestellten OAZ gesteckt.
    Er darf nicht verkanten und sollte gleichmäßig aufliegen
  • Schauen sie nie in den Laserstrahl! Achten sie auch bei der Justage besonders darauf, nicht zufällig in den am HS reflektierten Strahl zu schauen


Nach dem Neukauf, oder nachdem mir der Laser mal irgendwo gegengestoßen oder heruntergefallen ist, überprüfe ich zuerst den Justagezustand des Lasers selbst. Dazu stecke ich den Laser in den OAZ des Newton und drehe ihn und schaue von vorne in den Tubus auf den HS. Wenn dann der Laserpunkt auf dem HS einen Kreis beschreibt, muss der Laser justiert werden.

Mein Laser wird mit 3 kleinen Innensechskanntschrauben im Gehäuse genauso wie ein Spiegel justiert, aber hier gibt es natürlich unterschiedliche Modelle. Mit den 3 Justageschrauben im Gehäuse (je nach Modell) stelle ich ihn so ein, daß der Laserpunkt (möglichst) keine Bewegung mehr auf dem HS zeigt, wenn ich den Laser im OAZ drehe. Dies ist wahrlich eine Fummelarbeit aber zwingend notwendig. Dies reicht völlig!



- Schritt 1 und 2-
Ausrichten und Positionieren des Fangspiegels

Bei Systemen mit einer versetzten Spinne funktioniert diese Methode nicht.
Sie können zwar normal mit dem Laser kollimieren, aber die Erkennung der FS-Position ist nicht mehr eindeutig.

Positionieren und Ausrichten des FS geschieht beim Laser in einem Schritt. Dies ist möglich!!! Bei der Laserjustage ist das ausführlich erklärt, hier ist es nochmal für diejenigen, die das nicht gelesen haben sollten angeführt.

Der Laser sendet einen Laserstrahl bzw. ein paralelles Strahlenbündel aus, und für Strahlen gilt bei der Reflektion immer:

Einfallwinkel = Ausfallwinkel!

Egal um welche Achse der FS verkippt ist, so verändert dies den Ausfallwinkel des Laserstrahls.
Wenn der FS seitlich verkippt ist, so lenkt dies den Laserpunkt neben die HS-Mitte. Fällt der Laserstrahl gleichzeitig auf die FS-Mitte und die HS-Mitte, so kann er theoretisch nicht verkippt sein. Und auch seine Position zum OAZ ist dann berücksichtigt.

Auswirkung eines verkippten FS auf den Laserstrahl
Blick von vorne in den Tubus


Man muss hierbei aber die Exaktheit des Lasers und die Lage der Spiegel zueinander berücksichtigen. Wenn der FS Mittelpunkt nicht äußerst exakt getroffen wird, oder der FS quer zum Tubus nicht genau zentrisch gegenüber dem HS liegt, stimmt die Ausrichtung auch nicht ganz genau. Doch am Ende schaue ich sowieso immer mit der Filmdose nochmal auf das "Endergebnis".

Nun gehe ich wie folgt vor. Ich nenne dies die...

Die Laserpunkt-Fangspiegel-Hauptspiegel Methode

Vorerst fertig....


- Schritt 2 -
Ausrichten des Fangspiegels zum Hauptspiegel/ Feinabstimmung

Nun mache ich mit den Justageschrauben des Fangspiegels nur noch die Feinabstimmung, so daß der Laserstrahl so exakt wie möglich auf die Mitte (Mittelmarkierung)des Hauptspiegels fällt.
Beim Laser ist dieser Justageschritt für die Genauigkeit des folgenden Schrittes sehr wichtig. Daher sollte bei der Justage mit Laser vor der Beobachtung immer auch dieser Schritt überprüft und ggf. korrigiert werden!

Die Bilder zeigen die grobe Einstellung, wie man sie schon bei Schritt 1 vornehmen sollte. Es ist auch gut der Laserreflektionspunkt auf dem FS erkennbar.



Ich habe die besten Ergebnisse gehabt, wenn der OAZ dazu in der Position steht, in der fokussiert wird. Bei meinem Foto-optimierten OAZ stecke ich dazu die Verlängerungshülse ein(!), mit der ich auch beobachte. Sie sollten nämlich die Justage nicht auf einen theoretischen zentralen Bezugspunkt im OAZ ausrichten, sondern auf die optische Achse des Okulares, mit dem ja beobachtet wird. Dort soll das Bild optimal abgebildet werden.

Bei Justage mit und ohne Verlängerungshülse habe ich bei meinem Newton unterschiedliche Justagergebnisse festgestellt. Ich habe dies daher mal ausprobiert und ohne Verlängerung justiert, dann mit Verlängerung beobachtet, was unbefriedigende Abbildungen lieferte. Wenn ich mit der Verlängerung justiere, mit der ich auch beobachte, hatte ich bisher beste Abbildungsergebnisse.



- Schritt 3 -
Ausrichten des Hauptspiegels zum Fangspiegel, bzw. zur optischen Achse des OAZ

Nun verstellt man den HS nur noch so, daß der Laserstrahl in sich selbst durch die Lochscheibe im Justierlaser zurückfällt. Dieser Justageschritt ist beim Laser sehr von der Genauigkeit von Schritt 2 abhängig.



Wenn sie nun die einfache Einblickzentrierhilfe in den OAZ stecken und durchschauen, muss das Einblickloch der Zentrierhilfe deckungsgleich mit der HS-Markierung sein.
Ist dies nicht so, so wurde der Laser verkantet eingesteckt, oder die HS-Mittelmarkierung wurde nicht genau genug getroffen. So können sie bei Zweifeln an der Genauigkeit ihre Laserjustage überprüfen. Wenn ich nachts auf dem Feld den Hauptspiegel nachjustieren will, ohne den Tubus für den Laser waagerecht zu stellen, nehme ich einfach nur die Filmdose.



Erkennen der FS-Position

Nun ist der Newton einmal durchjustiert. Jetzt schaue ich mit der Filmdose durch den OAZ. Die HS-Mittelmarkierung sollte in jedem Fall quer zum Tubus zentrisch zur Spinne erscheinen! Dies sollte aber erst dann so korrekt wie möglich eingestellt werden, wenn der FS in der Längsachse eingestellt ist und das ist dann auch etwas Fummelarbeit.

Erscheint die HS-Mittelmarkierung längs zum Tubus nicht zentrisch zur Spinne, ist nicht der richtige Offset oder Nonoffset in dieser Achse eingestellt.
Verstellen sie den FS Stück für Stück in die entsprechende Richtung und justieren sie dazwischen am Newton ganz durch, bis die HS-Mittelmarkierung zentrisch zur Spinne sitzt. So justiere ich die Grundeinstellung nur noch, es funktioniert wunderbar, dauert allerdings etwas länger, da man die FS-Position nach und nach einstellt. Dafür kann man ganz auf eine FS-Schablone verzichten und stellt die FS-Position trotzdem ziemlich genau ein.

Wenn ich beispielsweise folgendes in der Filmdose sehe, habe ich einen sogenannten Halboffset. Dabei muss die HS-Abbildung nicht zwangsläufig auch mittig im FS erscheinen wie in dieser schematischen Abbildung. Dies könnte ich auch so lassen, doch ich bevorzuge es einen korrekten Offset bzw. Nonoffset zu justieren.
Dazu muss ich in diesem Fall den FS etwas in Richtung Tubus-Öffnung verschieben...

Halboffsetanblick

= Tubushintergrund
= Fangspiegel (FS)
= Hauptspiegelabbildung
= Spiegelung der Einblickzentrierhilfe am HS (wenn nicht schwarze Filmdose!)
  • = HS-Mitte und darin reflektierte Fadenkreuzmitte des Cheshire
Schwarzer Kreis innen = FS-Schatten im HS         Schwarze Rechtecke = HS-Halterungen

Dies mache ich solange, und justiere den Newton immer ganz durch, bis die HS-Mitte genau zentrisch zur Spinne erscheint. Habe ich dann folgendes Bild, so ist der FS mit Offset aufgeklebt. Der Newton ist dann mit korrektem Offsetversatz justiert. Dabei sollte auch die HS-Abbildung im FS zentrisch erscheinen. Ist das nicht so, dann ist der FS nicht mit richtigem Offset aufgeklebt.

Offsetanblick1


= Tubushintergrund
= Fangspiegel (FS)
= Hauptspiegelabbildung
= Spiegelung der Einblickzentrierhilfe am HS (wenn nicht schwarze Filmdose!)
  • = HS-Mitte und darin reflektierte Fadenkreuzmitte des Cheshire
Schwarzer Kreis innen = FS-Schatten im HS         Schwarze Rechtecke = HS-Halterungen

Sehe ich dagegen folgendes Bild, so hat der FS keinen vorgeklebten Offset und es ist ein Nonoffset eingestellt.

Nonoffsetanblick

= Tubushintergrund
= Fangspiegel (FS)
= Hauptspiegelabbildung
= Spiegelung der Einblickzentrierhilfe am HS (wenn nicht schwarze Filmdose!)
  • = HS-Mitte und darin reflektierte Fadenkreuzmitte des Cheshire
Schwarzer Kreis innen = FS-Schatten im HS         Schwarze Rechtecke = HS-Halterungen



Nachdem der FS richtig positioniert ist, reicht es vor der Beobachtung immer nur die Schritte 2 (Feinabstimmung) und 3 zu machen. Auf Schritt 2 verzichte ich manchmal auch, dann nutze ich nur die Filmdose mit Rotlichtlampe. Eine Feinjustage am Stern zeigte mir fast immer eine perfekte Justage.

Eine Anmerkung noch:
Dies ganze Prinzip setzt natürlich einen einigermaßen geraden Tubus und eine einigermaßen zentrische HS-Fassung mit ebenso zentrischem HS voraus. Jedoch sind hier kleinste Abweichungen nicht problematisch und auch mit anderen Methoden nicht besser einzustellen.