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Sigma EX 30mm f/1.4 DC HSM

aktualisiert: Nov. 2009
Ich kam um dieses Objektiv einfach nicht herum. Trotz der vielen unterschiedlichen Meinungen zu diesem Objektiv und besonders zu dessen AF ist für mich der Reiz einer 30mm f/1.4 Festbrennweite doch zu groß gewesen. Das Freistellen mit kurzer Tiefenschärfe ist nun auch eine der Disziplinen, für die der Erwerb einer DSLR notwendig ist. Gerade mit dem 50mm f/1.4 OM-Zuiko hatte ich richtig Spass und 30mm digital optimiert an FourThirds mit Autofokus ist da schon großes Kino.
Neben vielen gelungenen Bildern im Internet hatte mich auch dieser Artikel bei biofos zum Sigma positiv eingestimmt. Da das Objektiv sehr kontrovers diskutiert wird, möchte ich hier meine Eindrücke und Erfahrungen damit wiedergeben. Es handelt sich aber nicht um einen Testbericht!

Ich habe mein Sigma bei einem lokalen Elektronik-Großmarkt zu einem im Internet durchschnittlichen Preis gekauft. Es handelte sich um das Ausstellungsstück, welches auch das einzige am Lager war. Auf meine Anfrage nach dem Sigma reagierte die Verkäuferin übrigens sehr überrascht. Sie versicherte, daß ich in 2 Jahren bisher der einzige Interessent für dieses Objektiv gewesen wäre. Es seien nur Zoomobjektive gefragt.

Dieses Sigma Objektiv funktionierte ganz hervorragend. Nach einem Jahr bemerkte ich jedoch eine deutliche Unschärfe im rechten Bildbereich. Ein Linsenelement hatte sich gelockert. Ich sandte mein Objektiv über meinen Händler zu Sigma und erhielt nach 3 Wochen ein Austauschobjektiv. Bei diesem funktionierte der Autofokus weder an meiner Olympus E-330 noch an meiner E-420. Ich sandte das Objektiv erneut über meinen Händler zu Sigma. Nach 3 Wochen erhielt ich es so justiert zurück, daß es zwar an meiner E-330 sauber fokussierte, jedoch nicht an meiner E-420 (deutlich sichtbar 50% Ausschuss). Ich mailte nun zu Sigma und erhielt zunächst eine wohl übliche Standardantwort zum Thema Front- und Backfokus. Ich schilderte mein Problem darauf noch einmal genauer und ein Servicemitarbeiter wendete sich nun persönlich an mich. Er bat mich, das Objektiv und beide Kameras zu seinen Händen an Sigma zu senden, was ich über meinen Händlerservice auch tat. Bereits nach nur 5 Werktagen erhielt ich das Objektiv sauber justiert mit beiden Kameras zurück. An den Kameras wurden keine Einstellungen verändert. Mein Sigma funktioniert nun wieder wie das erste einwandfrei und so, wie in diesem Erfahrungsbericht dargestellt.

Das Sigma kommt original mit einer überaus üppig gepolsterten Tasche, Front- und Rückdeckel sowie einer guten Gegenlichtblende im bekannten schwarz-roten Karton zum Kunden. Anbei ist ein mehrsprachiger Folder auf dem die wichtigsten Bedienhinweise und Spezifikationen stehen. Sigma Deutschland bietet (Stand Jan. 2008) bei Registrierung des Objektivs auf der deutschen Sigma-Seite eine 3-jährige Garantie an. Das Objektiv muss dazu aber spätestens 8 Wochen nach Kaufdatum registriert werden.

Die wichtigsten Spezifikationen:
Verarbeitung, Haptik und Design überzeugen mich sehr. Ein sehr schönes Objektiv, das in diesen Punkten schonmal zum Preissegment passt. Über die matt-graumelierte Lackierung der EX Serie kann man geteilter Meinung sein, mir sagt es zu. Der Goldring vorne gibt dem Sigma einen edlen Touch. Das Bajonett ist aus Metall, und obwohl das Objektiv sonst nicht gänzlich aus Metall besteht, macht es einen stabilen Eindruck. Die Verarbeitung wirkt sehr solide und durch das Gewicht von 430g bekommt das Ganze zusätzlich Wertigkeit. Das Objektiv ist angenehem griffig und die Kombi E-330 und Sigma 30/1.4 klebt schon heftig an den Händen. An der E-420 wirkt das Sigma leicht überdimensioniert, doch auch diese Kombi liegt sehr angenehm in der Hand.


Das Sigma 30mm f/1.4 an der Olympus E-330


Die Abbildungsqualität macht schon Spass... Pixelpeeper finden natürlich immer was, aber Schärfe, Farben und Kontrast wirken sehr gut, und die Aufnahmen erscheinen sehr plastisch. Manchmal scheint mir aber eine leicht erhöhte chromatischer Aberration (CA) aufzufallen, bei Offenblende tendenziell stärker. Dies wirkt sich durch Blausäume um stark hell/dunkel kontrastierte Bildelemente aus. Insgesamt bewegt sich aber mein Sigma in punkto Abbildungsqualität deutlich im mittleren bis gehobenen Segment. Schärfe und Kontrast bei f/1.4 empfinde ich für dieses Öffnungsverhältnis als absolut offenblendtauglich!

Die Tiefenschärfewirkung erscheint bei f/1.4 stärker, als man es an FourThirds für dieses Öffnungsverhältnis erwartet. Das Bokeh ist wunderbar und wirkt auch bei recht unruhigem Hintergrund noch ausgewogen und relativ weich. Zerstreungskreise, sogenannte "balls", treten nur mit sehr starken Kontrasten im Hintergrund und kurzer Fokaldistanz auf.

Die Belichtungsautomatik der E-330 arbeitet mit dem Sigma fast wie mit den Zuiko Digital. Die ESP-Messung ohne AF-Feld Bezug (einstellbar im Menü) scheint mir hier insgesamt besser zu belichten. Nur bei Offenblende neigt das Sigma häufiger zur Überbelichtung. Eine Belichtungskompensation von -0,3 EV habe ich hier öfter eingestellt, bei sehr hellem Licht auch -0,7 EV. Dies Verhalten soll aber durch die besondere Bauweise für die Live-View Modi der E-330 entstehen und nur an dieser bzw. Kameras mit ähnlicher Bauweise auftreten. An meiner E-420 nehme ich aber auch lieber eine leichte Belichtungskompensation von -0,3 EV bei Offenblende vor.

Randunschärfen fielen mir bei f/5.6 nicht sonderlich negativ ins Auge. Bei f/1.4 ist mir Randunschärfe nur beim 100% Crop aufgefallen, und dies zu werten fällt mir bei der knappen Tiefenschärfe ohnehin schwer.



Der AF meiner E-330 und E-420 arbeitet mit dem Sigma in den meisten Fällen exakt und erwischt oft eine Bombenschärfe mit der Genauigkeit einer zeitaufwendigen manuellen Fokussierung mittels Live View B und 10x Sucherlupe. Im normalen alltäglichen Einsatz kann ich kaum einen Unterschied zur Fokussiergenauigkeit mit den Zuiko Digital feststellen.


Fokus-Testchart

Natürlich fühlte ich mich aufgrund der vielfältigen Diskussionen um Front- und Backfokus auch angesprochen, beim Sigma mal einen Fokustestchart auszuprobieren. Ich lud mir also einen der gängigen Fokustests zum Ausdrucken herunter. 10 unterschiedliche Fokussierversuche mit Stativ zeigten an einem solchen Testchart 5 Mal Frontfokus, 3 Mal Backfokus und 2 Mal richtigen Fokus.
Ich probierte daraufhin die Batterien- Methode aus und 10 Fokussierungen aus einem halben Meter auf die versetzt angeordneten Batterien zeigten immer einen exakten Fokus. Auch im Alltagseinsatz konnte ich keinen nennenswerten Front- oder Backfokus an meinem Sigma Objektiv feststellen.



Mit f/1.4 und dabei besonders im Nahbereich treten Fehlfokussierungen tendenziell häufiger auf. Darüber habe ich auch mehrfach gelesen. Die Fehlerquote liegt jedoch meines Erachtens in einem absolut vertretbaren Rahmen. Meiner Meinung nach wird dabei die knappe Tiefenschärfe bei f/1.4 oft unterschätzt und die daraus resultierende Erwartungshaltung an den AF ist einfach zu hoch.
Folgendes habe ich dazu festgestellt:

Das Sigma 30mm f/1.4 an der Olympus E-420


Der HSM (Hyper Sonic Motor = Antriebsmotor für die Scharfeinstellung) arbeitet übrigens ziemlich geräuschlos und schnell, spürbar schneller als die alten Zuiko Digital. Man "fühlt" ihn eher und bis auf das "Andocken" am Fokuspunkt macht er sich nicht bemerkbar. Nach einiger Zeit macht es richtig Spass damit zu fotografieren. Aber die Übertragung der AF-Info von der Kamera an das Objektiv hat nach dem Drücken des Auslösers manchmal eine spürbare Verzögerung.

Die manuelle Fokussierung ist am Sigma angenehm einzustellen und mit der E-330 und Live-View B gewohnt super. Hier empfiehlt Sigma immer auch den AF/M-Schalter am Objektiv zu nutzen und auch an der Kamera den AF zu deaktivieren. Auf einem besonderen Zettel werden Fourthirds Nutzer auch auf die Nicht-Verfügbarkeit des additiv manuellen Fokussierens (S-AF+MF oder C-AF+MF) hingewiesen, obwohl laut Mitteilung auf der Sigma- Webseite gerade beim HSM der Vorteil des Eingreifens ohne auf Manuell umzuschalten gegeben sein soll (?).

Für mich erfüllt das Sigma meine Vorstellungen. Zugegeben, der Umgang mit dem AF bei f/1.4 ist für einige sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber es lohnt sich damit näher auseinanderzusetzen. Und auch mal manuell mit Live View bei f/1.4 zu fokussieren macht richtig Spass. Stilleben, Portrait- und Produktfotos kommen m.E. erstklassig mit diesem Objektiv. Begeistert bin ich natürlich von den Einsatzmöglichkeiten durch die Lichtstärke. Streetfotografie nachts bei ISO 400 ohne Stativ ist möglich. Aber auch in allen anderen Disziplinen schlägt sich das Sigma recht gut und trägt damit zum Anspruch einer Standard- Festbrennweite bei. Der Bildausschnit entspricht fast dem menschlichen Blickwinkel und es ist erstaunlich, wie intuitiv das Fotografieren damit gegenüber einer Zoomlinse ist.
In der Summe seiner Eigenschaften bin ich froh im Sigma meine Standardfestbrennweite mit Offenblende f/1.4 gefunden zu haben. Fotospass pur. Ich bin von meinem Sigma begeistert.

Auf "flickr" habe ich ein extra Album nur mit Sigma 30mm f/1.4 - Fotos angelegt.



Einige Beispielbilder mit dem Sigma von mir sind hier direkt verlinkt. Mit Klick auf das jeweilige Bild wird die entsprechende flickr-Seite zu dem Bild in einem Extrafenster geöffnet, auf dem nähere Informationen und weitere Größen zur Verfügung stehen.




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