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Optimierungen im Test, meine erste Galaxie

Beobachtungsbericht vom 28.07.2004

Abfahrt Hannover Vahrenwald 21:45 Uhr
Ankunft Brelingen ( ca. 20km nördl. von Hannover ) 22:05 Uhr
Aufbau beendet 22:40 Uhr
Beobachtungsende 02:15

In der Beobachtungsnacht wollte ich in erster Linie die Verbesserung durch Optimierung am Skywatcher 150/750 Newton prüfen.
Optimierungen:
- OAZ (Innenauskleidung mit Velourfolie, Shifting verringert ebf. durch Velourfolie )
- Innenauskleidung des Tubus mit Velourfolie, Lackierung glänzender Schrauben und Flächen mit Schultafellack
- Tauschutzkappe 40 cm lang, innen Velourfolie
- Innenspannring und "Tubusbremse" zur Verringerung der Dejustage durch Tubusverformung

Beobachtungsobjekte:
- Polarstern, Sterntest
- Mond, Kontrastverbesserung
- M13, M51, M3 , M57 für Deep Sky

Vorbereitungen, Sterntest

Zuerst habe ich natürlich die Montierung auf den Polarstern ausgerichtet. Für visuelle Zwecke reicht eine Ausrichtung nach der Stellung, wenn die Dek.-Achse auf 90° und die RA-Achse waagerecht ( also Stundenwinkel 0h) eingestellt ist. Die Position des Polarsterns zum Himmelspol zu der Uhrzeit habe ich mir vorher ausgedruckt. Deutlich zu sehen war im Gegensatz zu früher der kleine Stern (mag 8,2) BD+88 7 in der Nähe vom Polarstern. Ein erster Sterntest ergab
Extrafokal:
3 deutliche Beugungsringe, klar abgegrenzt. Diese waren rund. Der Fangspiegel ist wegen Offsetversatz nicht exakt mittig. Beugungsringe nicht konzentrisch.
Intrafokal:
Beugungsringe wesentlich unschärfer. Fangspiegelschatten deutlicher abgegrenzt, dafür waren die Beugungsringe verschwommener, aber immer noch deutlich abgegrenzt. Ob Beugungsringe ebenfalls nicht konzentrisch sind war nicht zu erkennen. Allerdings waren der Spiegel und der Tubus noch nicht richtig ausgekühlt, Erkennung sehr schwierig.
Der Polarstern selbst war fokussiert rund ( Auflösung des Doppelsterns war nicht gegeben), mit einem minimalen Koma (Doppelstern?). Kreuzförmige Strahlen bis zum Bildrand. Vermutlich noch Reflektionen, aber kein Astigmatismus, da der Stern selbst ja rund ist. Nun zum Mond.

Mond

Der ¾ Mond ergab selbst bei 250-facher Vergrößerung mit 2-fach Barlow ein recht gutes Bild ab, gemessen an der extrem starken Luftbewegung in Horizontnähe. Es ließ sich erkennen, dass die Unschärfe des Bildes lediglich aus der Vergrößerung der Luftturbulenzen herrührte. Natürlich war die Qualität nicht mehr erstklassig, aber deutlich besser als bei früheren Beobachtungen vor der Optimierung. Früher war das Bild bei dieser Vergrößerung regelrecht "matschig" gewesen.
Nun machte ich 15 Minuten Pause am Mond, um die Augen wenigstens einigermaßen an die Dunkelheit zu adaptieren.

Erster Versuch einer Astrofotografie. Ich habe die Digicam (Concord EyeQ3340z) einfach mal hinters Okular gehalten...dafür lässt es sich ansehen.

Meine erste Galaxie

Viel habe ich sowieso für Deep-Sky bei dem Mondschein und dem recht hellen Himmelshintergrund nicht erwartet. Aber ich hatte einfach Lust auf neue Objekte.

Da ich beim Aufsuchen der Galaxie M51 bereits zweimal gescheitert war, wollte ich das unbedingt mit genaueren Detailkarten noch mal versuchen. Ausgehend von Eta Ursae majoris gelang es mir diesmal sehr gut die Sternkonfigurationen zu erkennen. In dem Bereich, wo M51 sein sollte war jedoch mit 40mm Plössl-Übersichtsokular nichts zu erkennen. Erst nach genauem Hinschauen entdeckte ich an der Stelle einen etwas andeutungsweise milchigeren Hintergrund als in der Umgebung. Das war wirklich schon eher eine Ahnung, denn als das es deutlich zu sehen war. Mit dem 25mm Kellner Okular war ich mir gewiss: das war M51!. Zwei sehr schwache milchige Flecken waren nun etwas deutlicher zu erkennen. Mit dem 9mm Plössl war dies dann noch ein wenig deutlicher. Auch durch indirektes Sehen war nicht viel mehr zu erkennen. Trotzdem war ich überaus zufrieden, dies war meine erste selbstgesehene Galaxie! Länger verweilte ich auf dem weit entfernten Objekt.

Kugelsternhaufen und Ringnebel

Dann folgte der Versuch den Kugelsternhaufen M3 mittels Koordinateneinstellung im sternenarmen Gebiet zu finden. Nachdem ich die Koordinaten eingestellt hatte, war M3 natürlich nicht zu erkennen. Allerdings brachte mir ein kleiner Schwenk der RA-Achse M3 in den Sucher. Hierbei erwies sich, daß der fest montierte Motor an der Stundenachse wirklich kein Hindernis ist, um Objekte mittels Lösen der Feststellschraube feinfühlig in den Mittelpunkt zu bringen. Auf die biegsamen Wellen an der RA-Achse habe ich im weiteren Verlauf gerne verzichtet. Voraussetzung ist natürlich eine gute Ausgewichtung. Auch die Dek.-Achse habe ich eher per Hand, als mit den Wellen eingestellt, hier aber nicht nur mangels Motor doch nicht ganz auf die Wellen verzichtet.

M3 bot sich als schöner deutlich erkennbarer runder Fleck dar und erschien sogar recht hell. Keine Auflösung in Einzelsterne. Dennoch ein schöner Anblick.

Nun war ein Schwenk zum bekannten Kugelsternhaufen M13 natürlich angebracht, wenn man schon bei Kugelsternhaufen ist. Eta Herkuli angepeilt, und schon war M13 im Sucher. M13 bot die beste Auflösung erst bei 120facher Vergrößerung (6mm Plössl), allerdings war die Auflösung in Einzelsterne nicht so deutlich und brillant, wie bei früheren Beobachtungen. Jedoch ließen sich jetzt auch einzelne Sterne im Zentrum ausmachen. Im Gegensatz zu früheren Beobachtungen, stand M13 auch näher am Mondschein. Der Himmelshintergrund schien mir auch heller zu sein. Ob das nun besser geworden ist lässt sich daher nur schwer beurteilen.

Zwar kein Deep-Sky, aber ein Eindruck vom tief stehenden Mond



Ganz in der Nähe von Herkules habe ich dann noch mal einen Sterntest bei Vega versucht. Allerdings war kein großer Unterschied zu vorher zu bemerken, nur war der Stern fokussiert rund und die kreuzförmigen Strahlen deutlich stärker.

Dann kam der Ringnebel M57 noch ins Visier.Der Mond verschwand nun langsam hinterm Horizont. M57 wies nun deutlich mehr Schattierungen auf als früher. Gut zu sehen war beim "Donut" eine zusätzliche dunklere Schattierung im Ring. Nebelfetzen ließen sich erahnen. Das war nun deutlich kontrastreicher als vor der Optimierung, da war der Ring nur milchig. Beste Vergrößerung hier: 75-fach.

Erfahrungen mit der Tubusbremse

Hier sei nun auch eine Anmerkung zur Tubusbremse nötig. Klar, andauernd dreht man das Rohr nun nicht, aber die vielen Objekte erforderten doch zum günstigen Einblick vor Anvisieren jeweils eine Drehung des Tubusī. Wichtig ist es, zuerst die ungefähre Position einmal einzustellen, und den ungefähren Winkel des Einblicks abzuschätzen. Dann habe ich die RA-Achse senkrecht und die Dek.-Achse auf 90° gestellt. In waagerechter Position wackelt mir das ganze zu gefährlich (das Kontergewicht zieht dann teilweise die Achse herunter). Zum Verdrehen braucht man beide Hände. Die exakte Ausrichtung auf den Polarstern geht dabei verloren, aber für visuelle Zwecke ist es immer noch völlig ausreichend.

Zum Abschluss gönnte ich mir nun noch den offenen Sternhaufen Mel 20 im Perseus mit dem 40mm Plössl (2° scheinbares Gesichtsfeld). Den ganzen Sternhaufen konnte ich so natürlich nicht überblicken, aber auch ein schönes Objekt. Der Mond war jetzt völlig verschwunden, und der Himmel gewann wahnsinnig an Kontrast. Immer deutlicher zeichnete sich die Milchstrasse ab. Im Osten gingen die Plejaden auf.Leider war ich total kaputt und müde nach 8 Stunden Arbeit im Spätdienst. Traurig diesen nun optimaleren Himmel für Deep-Sky verlassen zu müssen baute ich ab.

Der Gedanke, noch mal M13 zu beobachten, kam mir leider nicht, was ich im nachhinein bereue, da dieser Test noch mal wichtig gewesen wäre. Aber wie gesagt, dazu war ich dann einfach zu fertig. Ein letzter Blick auf den nun immer dunkleren Himmel, und sogar eine schöne Sternschnuppe zwischen Pegasus und Schwan sollte mir nicht vergönnt bleiben.
Eine tolle Nacht, trotz der eigentlich schlechten Sichtverhältnisse.