Beobachtungsort: Brelingen, ca. 20 km nördl. von Hannover
Beobachtungsbeginn: 03:30 Uhr
Beobachtungsende: 07:00 Uhr
Beobachtungsschwerpunkt: Mond, Venus, Test des neuen Zubehörs: TS 3,6 mm Kellner Okular und
Polarisationsfilter 5%-70% Abdunkelung variabel von Antares.
Skywatcher 150/750 Newton auf EQ3 , 40 cm Tauschutzkappe, 9x50 Winkelsucher von
Orion mit 9cm Tauschutzkappe, Nachführung der RA und motorische Fokussierung.
Da uns die Beobachtung von Mond und Planeten bisher bei höherer Vergrößerung nur mittels
einer Barlow möglich war, mit der wir in der Abbildungsqualität nicht so zufrieden waren,
haben wir uns ein Okular für eine höhere Vergrößerung zugelegt.
Außerdem kam noch ein Polarisationsfilter zur Kontraststeigerung dazu.
Das neue Okular ist ein 3,6mm Kellner Okular.
Der Polarisationsfilter besteht aus 2 gegeneinander verschraubbaren Filtern, wodurch
sich die Abdunkelung von 5% bis 70% stufenlos regulieren läßt. Die Barlow ließ sich 2-fach
oder 1,5-fach einsetzen. Bei 1,5-fach war das Abbildungsergebnis der Barlow bisher in
Kombination mit einem 6mm Plössl Okular (ca.187-fach) noch zufriedenstellend, bei 2-fach
( also 250-fach)wurde das Bild schon etwas unscharf und starke Farbfehler störten.
Wir wollten herausfinden, welche Vergrößerung das Teleskop noch verträgt ( rechnerische
Max.-Vergrößerung 225-fach), und wie sich der Anblick ohne Einsatz der Barlow auswirkt.
Jupiter und Saturn waren derzeit nicht oder nur sehr ungünstig sichtbar. Allerdings blieb mir
an diesem Morgen die Möglichkeit Venus und Mond gleichzeitig zu beobachten. Carsten
war leider verhindert, so mußte ich alleine los.
Wichtig:
Das hier sind alles individuelle Eindrücke, die ich schildere, also keine
verbindlichen Richtlinien für anwendbare Vergrößerungen, oder die Leistungsfähigkeit eines
Newton.
Was dem einen gefällt, muß dem anderen noch lange nicht reichen.
Unterschiede in der Qualität der Optik und der Atmosphäre spielen auch eine große Rolle.
Bitte nicht verallgemeinern!
Ankunft, Mond, Okulartests
Schon auf der Fahrt zum Beobachtungsort waren Mond und Venus schön zu sehen.
Als ich auf dem Feld in Brelingen ankam, war ich etwas enttäuscht: Dichter Nebel zog über
das Gebiet. Sichtverhältnisse: Sichtweite ca. 50-75 m. Oberhalb ca.15° über Horizont keine
Beeinträchtigung durch Nebel. Im Zenit klar. Leichter Dunsthof um den Mond erkennbar.
Absolut windstill. Trotzdem wollte ich es versuchen, wenn man schon um 3 Uhr morgens
Kaffee-geschwängert auf´m Feld steht, dann kann man es auch wenigstens probieren.
Die ganze Szenerie war allerdings wunderschön.
Schnell war alles aufgebaut, kurz mit dem Laser nachjustiert, schneller Check am Polarstern:
Extrafokal Ringe konzentrisch. Auf längere Auskühlung mußte ich leider wieder verzichten, das werde ich beim nächsten
Mal berücksichtigen. Nun war ich nur froh, es so früh geschafft zu haben. Also los.
Der Mond im Überblick mit dem 25mm Kellner war trotz der kleinen Sichel recht hell.
Der Polfilter brachte erstaunliches: deutliche Kontraststeigerung. Dasselbe mit dem 9mm
Plössl. Nun kam der Vergleich.
Experiment 1
6mm Plössl mit 1,5-fach Barlow ( 187-fach) zu 3,6 mm Kellner ohne Barlow (208-fach)
Ich war zuerst erstaunt über das deutlich bessere Einblickverhalten des 3,6mm Kellner
gegenüber dem 6mm Plössl . In Bildschärfe konnte ich eine minimale Verbesserung
zugunsten des 3,6mm Kellner bemerken, überdeutlich sichtbar war das aber nicht. Auch hier
zeigte sich der Einsatz des Polfilters, nun etwas heller eingestellt, als überaus sinnvoll. Der Kontrast war deutlich besser mit Polfilter, als ohne. Bei beiden Einstellungen hatte ich ein
schönes scharfes Bild. Interessant war auch das Seeing am Morgen, deutlich weniger
Luftunruhe störte das Bild als in den Abendstunden. Man muß das selbst gesehen haben, um
es zu schätzen wissen. Auch das Tubus-Seeing war nicht besonders auffällig! Der Blechtubus
verzieht sich zwar leicht, scheint aber recht flott auszukühlen.
Experiment 2
6mm Plössl mit 2-fach Barlow ( 250-fach) zu 3,6 mm Kellner mit 1,5-fach Barlow (312-fach!)
Ich wußte, daß ich mich hier etwas oberhalb der Maximal-Vergrößerung befinde. Aber probieren
geht über studieren. Deutlich besser war das Kellner mit 1,5-fach Barlow bei 312-fach !!!
Die Kombination 6mm mit 2-fach Barlow brachte zwar noch ein brauchbares Bild, aber
schon deutliche Unschärfe und Farbfehler. Interessant war hierbei auch der Polfilter, der
diese Farbfehler reduzierte. Mit dem Kellner mit 1,5-fach Barlow konnte ich überraschend
viel erkennen, minimale Bildunschärfe war wahrnehmbar, nicht übermäßig störend. Ein toller
Anblick. Kleinere Kraterlandschaften, feine Täler , Berge und Risse waren deutlich
erkennbar.
Experiment 3
Jenseits der Maximalvergrößerung, 3,6 mm Kellner mit 2-fach Barlow (416-fach!!).
Eigentlich habe ich nur "Matsch" erwartet, aber was ich sah war erstaunlich gut für diese
Vergrößerung. Natürlich ließ die Bildqualität merklich nach, aber war immer noch
akzeptabel, um Bekannten mal den Mond bei Höchstvergrößerung zu präsentieren. Alle
Details, die ich vorher sehen konnte, waren immer noch erkennbar! Das Bild flimmerte
nun stärker, aber immer noch deutlich weniger, als bei Beobachtungen mit geringerer
Vergrößerung in den Abendstunden. Das sah nun schon aus, wie aus einem Raumschiff knapp
über der Oberfläche. Insgesamt war ich positiv überrascht von der Leistung des Skywatcher
am Mond.
Nun ist der Mond ja ein recht dankbares Objekt , also ab zur Venus.
Venus
Da die Venus keine Oberflächendetails zu bieten hat, habe ich in erster Linie an der Schärfe des Planetenrandes versucht die Abbildung einigermaßen zu beurteilen.
Auch hier habe ich die 3 Versuchsschritte wie oben durchgeführt.
Wichtig: Ohne Polfilter ist hier wirklich nichts gut zu erkennen, der Planetenrand wird einfach nur überstrahlt. Der
Farbfehler der Barlow wird bei 1,5-fach ganz gefiltert, und bei 2-fach minimiert, ohne Filter
ist er sehr störend.
Die Halbvenus war deutlich zu sehen, auch die leichten "Haken" an den
Polen. Bei 208-fach gestochen scharf.; bei 250-fach enttäuschend; bei 312-fach überraschend
gut; 416-fach an Planeten ist dann doch absolut unbrauchbar, der Venusrand ist deutlich unscharf und verschwommen.
Ein endgültiger Test kann dann natürlich nur bei Saturn, Jupiter und Mars erfolgen, da hier Details der Oberfläche
sichtbar sind. Aber eins war bei der Venus schon erkennbar: Die Oberfläche wies
leichte Schattierungen auf und war nicht nur durchgängig weiß. Der Planetenrand war bei
208-fach sehr scharf und sogar bei 312-fach noch einigermaßen scharf abgegrenzt.
Bei 312-fach mit Polfilter mußte ich die Barlowhülse für den Filter nutzen, so daß ich den OAZ
sichtbar in den Tubus einfahren mußte, wodurch eigentlich noch mehr Obstruktion erzeugt
wird. Also war ich mit dem Ergebnis bis jetzt für einen f:5 Newton mit sowieso schon 30%
Obstruktion sehr zufrieden.
Die Anschaffung des 3,6mm Kellner und des Polfilters haben sich also wirklich gelohnt.
All dieses war vorher nicht in der Qualität zu sehen. Die Helligkeitsverstellung beim Polfilter
hat bei den verschiedenen Objekten und Vergrößerungen einen riesigen Vorteil, gegenüber
normalen Graufiltern. Die Abbildungsqualität des Kellner- Okulares ist nicht zu
unterschätzen, besonders das gute Einblickverhalten hat mich überzeugt.
Einen Vergleich mit qualitativ hochwertigeren und wesentlich teureren Okularen kann und
will ich hier aber nicht anstellen!
Nun bin ich auf Saturn, Jupiter und Mars im Winter gespannt.
Die Venus hinterließ jedenfalls keinen schlechten Eindruck.
Noch eine Anmerkung zur motorischen Fokussierung.
Gewöhnungsbedürftig aber im Großen und Ganzen konnte ich auch bei höherer Vergrößerung
besser mit als ohne motorische Fokussierung scharf stellen. Ultrakurz muß man da den
Schalter antippen, dann geht's schon. Trotzdem werde ich mal schauen, ob es einen besser geeigneten Motor gibt.
Je mehr der Sonnenaufgang näher kam, um so mehr verschlechterte sich auch das Seeing.
Ich wollte dann noch ein paar Sonnenflecken beobachten, aber die Sonne stand zu niedrig
und das Seeing war einfach grauenvoll. Außerdem hatte ich die 40cm Tauschutzkappe
abgenommen, und während ich den Sonnenfilter rausholte, fing der FS in kürzester Zeit an zu
beschlagen. Also ausgesprochen sinnvoll eine solche Tauschutzkappe für einen Newton. Das
Rohr troff vor Feuchtigkeit, ohne Tauschutzkappe hätte ich wahrscheinlich gar nicht
beobachten können. Die Sonnenflecken bekam ich deshalb mit 208-fach einfach nicht mehr
scharf, absolut sinnlos.
Es war nun schon kurz vor sieben, und mein Innerstes brüllte nach
einem Bett. Sonnenbeobachtung mache ich lieber ein anderes Mal bei besseren Bedingungen.
Völlig zufrieden ging´s ab nach Hause.