Wer sich ein Teleskop zulegen möchte, steht vor seiner eigenen Gretchenfragen schlechthin.
Das ist wie beim Autokauf.
Vorab eins: Das optimale Teleskop gibt es nicht.
Man möchte natürlich möglichst viel für sein Geld und die Auswahl ist riesig.
Wer die Kataloge und entsprechenden Internetseiten stöbert, wird schnell feststellen: Ein teures Hobby.
Doch der Einstieg muß nicht gleich teuer sein.
Wer erstmal reinschnuppern möchte muss nicht gleich ein 1A Profiteleskop nehmen.
Doch die eigentliche Frage ist dabei oft, wie einen das Hobby langfristig begeistert. Investiert man zu wenig, muss bei
steigendem Interesse eventuell ein neues Teleskop angeschafft werden. Investiert man mehr, hat man bei mangelndem Interesse
zu großen Verlust. Kauft man ein zu billiges Teleskop, kann einem vieleicht die Lust vergehen. Würde das eventuell bei
einem besseren Instrument nicht passieren? Nimmt man bei einem teureren Instrument als Anfänger die
Vorzüge überhaupt wahr, lohnt also eine solche Anschaffung? Und dann fängt man wieder von vone an.
Darum ist das sehr sehr schwer zu beantworten.
Die folgende kleine Checkliste soll eher helfen, sich selber einzuschätzen und dadurch für den Einstieg
den persönlichen Rahmen festzulegen. Die letztendliche Entscheidung kann ihnen aber niemand abnehmen, auch nicht viele Anfragen in Foren.
Überdenken sie die folgenden Punkte bitte sehr genau.
Erfahrungsgrad.
Wer ein Neuling ist sollte lieber erstmal nicht zu tief in die Tasche greifen. Lernen sie das Hobby erstmal kennen.
Es ist nicht jedermans Sache in einer kalten Nacht draußen zu stehen und manche haben deshalb das schöne
Hobby nach einigen Nächten wieder aufgegeben.
Außerdem ist das, was man sieht nicht mit den tollen Astrofotos zu vergleichen. Auch daran ist das Hobby bei
manchem schnell wieder erlegen. Versuchen sie bei einem örtlichen Sternfreundeverein ein paarmal bei einer
Beobachtunsgnacht dabei zu sein. Da können sie sehen, was "auf sie zukommt".
Die Möglichkeiten zu beobachten.
Wenn man z.B. beruflich bedingt bei guten Sichtverhältnissen nur ein paar Mal im Jahr beobachten kann,
was ist man bereit auszugeben? Versuchen sie sich wirklich vorzustellen, wie oft und wie lange sie nachts draußen
sein können. Können sie dazu einfach in den Garten gehen oder müssen sie aufs Land fahren? Wie sind ihre Arbeitszeiten und
familären/privaten Ambitionen?
Der Geldbeutel.
Setzen sie sich zuerst den finanziellen Rahmen!!! Lässt ihr Budget spätere Investitionen zu oder sind sie gezwungen
schon beim Einstieg das vorhandene Geld optimal einzusetzen. Man muß auch noch Zubehör
mit einplanen.
Transportabilität.
Ein ganz wichtiger Punkt, denn das beste Teleskop ist auch ein oft genutztes. Wer in der Stadt wohnt, sollte darauf achten,
denn in der Stadt kann man nur sehr schlecht beobachten. Ist dafür ein Auto vorhanden? Was ist man
bereit zu schleppen. Eventuell sollte zugunsten der Transportabilität eher auf etwas Öffnung verzichtet werden.
Mit einem kleinen leicht in einer großen Sporttasche untergebrachten Teleskop fährt man eher los, als mit mehreren Koffern,
Stativ und einem Tubus groß wie 2 Waschpulvertrommeln.
Vorlieben.
Planeten oder Deep- Sky (Galaxien, Sternhaufen und Gasnebel), Linsen- oder Spiegelteleskop,
da kommt dann auch der Geldbeutel wieder ins Spiel, da das Spiegelteleskop vergleichbar günstiger ist.
Allerdings sollte diese Spezifikation anfangs nicht so eine Rolle spielen, denn wenn sie das Hobby begeistert, werden sie
sich eh noch spezialisieren wollen. Und sie können eigentlich erst nach einiger Erfahrung wissen, ob sie gerne
auf Suche nach schwer sichtbaren Deep-Sky Objekten gehen oder lieber
ein paar mal im Jahr bei Planetensaison unsere "Nachbarn" beobachten möchten. Falls sie sich beim Lesen
des letzten Satzes zu einem Beobachtungsschwerpunkt hingezogen fühlen, sollten sie sich daran schon orientieren.
Häufiger lese ich aber von Einsteigern, daß sie erstmal alles kennenlernen wollen.
"Nur" Beobachten, oder auch Fotografieren.
Überdenken sie gut ob es unbedingt gleich Astrofotografie sein muß. Um zufriedenstellende Ergebnisse zu
erzielen muß man schon erheblichen Aufwand betreiben. Einfach ein Nachführmotor und eine Kamera reichen da für
lange Belichtungszeiten nicht. Informieren sie sich gut! Eine Montierung ist nicht billig,
und wenn man nur beobachten möchte, bekommt man mit einem Dobson am meisten Öffnung fürs Geld.
Jedoch bietet eine gute Montierung auch beim Beobachten einen nicht unwesentlichen Komfort.
Dafür muss es nicht eine hochpräzise, sündhaft teure Montierung sein, trotzdem ist es teurer als ein Dobson.
Was ist es mir wirklich Wert?
Das kann jeder nur sich selbst beantworten. Im Anfangsenthusiasmus ist man aber oft geneigt über die
Verhältnisse zu investieren.
Natürlich sollte man sich vorab gut über Teleskope grundlegend informieren.
Wie erwähnt, sollte man, wenn möglich, unbedingt zu einem örtlichen Sternfreunde-Verein oder einer
Sternwarte Kontakt aufnehmen und mal probegucken. Fragen sie auch ruhig mal in einem Astro-Forum an, ob sie mit jemanden
in ihrer Region auf Beobachtung gehen können.
In Astro-Foren sollte aber nicht unbedingt die Frage gestellt werden, welches Teleskop das geeignete sei. Die Frage ist nicht nur
schwer zu beantworten, das kann auch zu endlosen Diskussionen von "Fachmännern" führen, die lediglich ihren
Teleskoptyp favorisieren. Die Meinungen in den Foren sind oft sicher richtig, aber auch immer
relativ zum eigenen Anspruch!
Anfänger werden durch viele Meinungen zu Qualitäten manchmal eher verunsichert.
Bei vielen Super-Billig-Angeboten ist der Rat besser mehr zu investieren aber meist berechtigt.
Hilfreich ist es erstmal die Suchenfunktion eines Forums zu benutzen, viele Beiträge zu lesen und dann
gezieltere Fragen zu stellen.
Die etwas besseren Einsteigerteleskope seriöser Anbieter bieten heutzutage schon eine recht ordentliche Qualität,
deren Unterschied zu hochwertigen Optiken nur nach einiger Erfahrung oder im direkten Vergleich wahrgenommen werden kann.
Natürlich gibt es hier große Unterschiede, doch wenn sie den Mond zum ersten Mal live mit 100-facher Vergrößerung
in einem einigermaßen ordentlichen Einsteigerteleskop sehen, wird sie das so umhauen, daß sie diese Unterschiede vorerst
kaum interessieren. Haben sie den Mond 20 Mal so gesehen, werden sie erst langsam feststellen, was besser sein könnte.
Doch dann hat sie der "Astrovirus" schon befallen und sie haben ganz andere Ansprüche an ein Instrument.
Bloß ob es soweit kommt ist am Anfang eben meist ungewiss.
Hüten sie sich vor Billig Angeboten die mit utopischen Vergrößerungen und vermeintlicher Hochqualitätsoptik
werben. Orientieren sie sich besser an ausgewiesenen Optik Fachhändlern. Hier haben sie eine garantierte Qualität
und meist einen guten Service (Information, Reklamation, Umtausch).
Interessant können auch die Gebraucht-Angebote in Astro-Foren sein. Ein ambitionierter Sternfreund wird aus Liebe
zum Hobby in der Regel nicht versuchen, jemanden über den Tisch zu ziehen. Ein unseriöses Angebot würde
im Forum auch sofort kommentiert werden. Natürlich verbleibt wie bei allen Gebraucht-Angeboten ein gewisses Risiko.
Meine persönlichen Favoriten für Einsteiger
4 Teleskope in der Preisklasse bis 500€ halte ich persönlich für Einsteiger in der Qualität brauchbar.
Natürlich müssen hier irgendwo Abstriche gemacht werden, aber ich setze den Schwerpunkt eher darauf, daß
das Einsteigerteleskop oft ein Teleskop zum Kennenlernen ist, und sich daher nach diesem preislichen Rahmen richten sollte.
Die ersten beiden Favoriten sind für den kleinen Geldbeutel, die zweiten beiden für den größeren.
Preise: Stand 12/2006
Bis 200 €
Das Lidl Teleskop (Skylux)
Ein 70/700 Refraktor auf parallaktischer Montierung und Zubehör.
Für 80€ gibts hier nichts zu beanstanden. Das ideale Schnupperteleskop.
Natürlich kann man eine schlechtere Optik erwischen, oder die Montierung ist wackelig. Auch das Zubehör ist nicht das beste,
bietet aber für den Anfang alles. Wer möglichst günstig nur mal das Ganze kennenlernen will, ist für
den Preis gut bedient.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß es in der Preisklasse bis 150€ bei diversen Teleskop-Händlern auch schon recht
schöne Einsteigerrefraktoren gibt.
Der 114/900 Newton
Das klassische Einsteigerteleskop, mein persönlicher Top- Favorit.
Dieses Teleskop gibt es von vielen Anbietern in verschiedenen Qualitätsklassen, meist auf einer parallaktischen
Montierung. Ich habe Einsteiger-Angebote mit ausreichendem Zubehör bis 200€ gesehen, die teilweise sogar
eine motorische Nachführung beinhalten. Die Montierung scheint zwar dabei oft nicht die beste zu sein, doch ist sie
ausreichend, besonders, wenn eine Nachführung mitgeliefert wird.
An diesem Teleskop kann man auch bei weiterem Interesse am Hobby lange Freude haben.
400 bis 500€
Ein 200/1200 Dobson (Newton)
Ein Dobson darf hier nicht fehlen. Sie bekommen diesen "Lichteimer" für etwa 300€. Wenn sie
auf Deep-Sky abheben ist dies die beste Wahl. Auch mit 2 zusätzlichen Okularen liegt man etwa bei
der Preisgrenze von 400€. Soviel Öffnung gibts eben nicht billiger. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben,
daß das Nachführen ("Schubsen") anfangs sehr gewöhnungsbedürftig und nicht jedermans Sache ist.
Sie können ihren Dobson aber später immer mit einer Montierung nachrüsten.
Bedenken sie auch, daß der Tubus schon ganz schöne Ausmaße hat. Ein nahegelegener Beobachtungsplatz oder eine gute
Transportmöglichkeit sollte zur Verfügung stehen.
Der 150/750 Skywatcher Newton auf EQ3 / Astro5
Für etwa 220€ habe ich die Kombination mit EQ3 schon gesehen. Im Regelfall kostet sie aber um die 300€.
Hier müssen mindestens 2 Okulare dazu gekauft werden. Schwachpunkt ist die Montierung, die zwar brauchbar, aber
doch recht wackelig für das Teleskop ist. Auf Seeing1 finden sie viele Infos zu dem Instrument. Meiner Meinung nach
ist der Skywatcher auf EQ3 auch im Einstiegsbereich nur mit motorischer Nachführung eine brauchbare Kombination.
Diese Nachführung kostet aber 180€. Leicht kommt man hier dann sogar schon über 500€, hat dann aber den
Nachführ-Komfort beim Beobachten.
Für die stabilere Montierung Astro5 muss man etwa 100€ drauflegen, was aber eine Investition in die Zukunft ist.
Sie haben wesentlich mehr Stabilität und können vorerst auf eine Steuerung verzichten.
Hier kommt man mit 2 zusätzlichen Okularen an 500€ heran.
Die einfache 2 Achsensteuerung mit vernünftigen Motoren kostet 220€. Optional lässt sich hier später auch eine
Steuerung mit Computeranbindung nachrüsten, was bei der EQ3 nicht geht.
Deep-Sky macht aber schon richtig Spass mit dem Instrument, und auch Mond und Planeten bieten tolle Anblicke.
Wegen der Montierung mit ihren Gewichten und Stativ sollte auch hier eine Transportmöglichkeit zur Verfügung stehen.
Wenn sie nun den Vergleich mit dem Dobson anstellen, können sie verstehen, daß einem der Luxus einer paralaktischen
Montierung mit Nachführung schon etwas Wert sein muss und warum viele Sternfreunde daher einen Dobson wählen.
Natürlich gibt es in den Preisklassen noch andere Geräte, das hier sind nur meine persönlichen Favoriten.
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