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AGFA Box 50

produziert 1949 - 1951



Technische Daten:
- Box Kamera für 120er Rollfilm 6x9
- 2 Brilliantsucher im Gehäuse für Hoch- und Queraufnahmen
- zurückspringender Rotationsverschluss
- Belichtungszeiten: Bulb, ca. 1/30 Sek.
- einfache Meniskuslinse ca. 100mm , f/11, Naheinstellgrenze ca. 3-4m
- Gewinde für Drahtauslöser
- nicht verschließbares Rotfenster an Rückfront zum Ablesen der Bildnummer
- einschiebbare Lochblende f/16 und Gelbfilter
- zwei 1/4" Stativgewinde



Die Boxkameras waren sehr einfach gebaute, aber dafür auch extrem günstige Kameras für die breite Masse. Sie wurden etwa zwischen 1930 und 1960 in Millionen Stückzahlen produziert. Das Filmformat 6x9 ermöglichte 8 Aufnahmen auf 120er Rollfilm. Durch die großen Negative konnten trotz sehr einfacher Linsen mit erheblichen Bildfehlern als Kontaktabzug schöne Fotos im Format 6x9 erstellt werden. Auch Abzüge im Format 10x15 bieten noch angemessene Qualität. Die Boxkameras wurden in den fünfziger Jahren vom praktischeren Kleinbildfilm endgültig verdrängt.
Die Box 50 ist eine direkte Nachfolgerin der Vorkriegsbox 45, die erste Stahlblech-Box. Die Box 50 unterscheidet sich von der 45 nur durch eine andere Frontplatte mit der Aufschrift "Made in Germany" und dem 1/4" Stativgewinde anstatt 3/8". 2 Jahre nach ihrem Erscheinen kam dann die fast identische Synchro Box heraus, die lediglich einen Blitzkontakt zusätzlich aufwies.

Die hier abgebildete sehr gut erhaltene AGFA Box 50 erhielt ich im August 2008 von der Familie meiner Lebensgefährtin.

Fotografieren mit der AGFA Box 50

Wie alle Boxkameras wird die AGFA Box 50 mit 120er Mittelformat Rollfilm geladen. Zuerst zieht man den Transportknopf an der Seite heraus. Dann drückt man oben ganz hinten mit einer Hand das Gehäuse ein wenig ein, und gibt damit den sichtbaren kleinen Halteknopf frei. Mit der anderen Hand klappt man gleichzeitig die Rückwand auf. Nun kann man den Einsatz mit Rollenhalterungen, Belichtungskammer und Objektiv herausziehen.
Die Filmspulen werden durch einfache Blechklammern gehalten. Oben wird die Aufnahmespule und unten die unbelichtete volle Filmrolle eingeklemmt. Der Film wird nun über die beiden Rollen an der Belichtungskammer gerollt und oben in der Aufnehmerspule eingefädelt, die man mit der Hand etwas dreht, damit der Film an der Spule Halt bekommt. Die beiden Rollen sollte man vorher auf eventuellen Rost prüfen. Wenn die Kamera lange gelagert hat, bildet sich hier leicht Rost und zerkratzt den Film. Den Rost sollte man wegpolieren oder mit feinem Sandpapier anschmirgeln. Den Film kann man bis zur Startmarkierung vorwickeln. Den ganzen Einsatz schiebt man dann wieder in die Kamera hinein und drückt den Transportknopf wieder ein, so daß er in die Filmrolle greift, nur dann lässt er sich ganz hereindrücken. Dann schließt man den Rückdeckel wieder wie beim Öffnen mit Druck auf das Gehäuse.

Aufgeklappte Box 50 mit Einsatz


Den Transportknopf dreht man nun bis in dem kleinen roten Fenster die Zahl 1 erscheint. Stecken sie nun die Kamera sofort in die Bereitschaftstasche, oder kleben sie das Fenster mit einem leicht lösbaren Klebestreifen (Isolierband) ab. Die früher verwendeten Filme waren nicht so lichtempfindlich wie moderne Filme, darum reichte damals nur das Rotfenster. Ein heutiger ASA100 Film wird dadurch aber belichtet, wenn sie das Fenster nach jedem Filmtransport nicht abdecken und sie haben auf dem Foto einen schönen hellen Kreis mit einer Ziffer darin. Für ein neues Bild legt man jeweils das Rotfenster wieder frei und dreht weiter, bis die nächste Zahl im Fenster erscheint. Danach deckt man das Fenster wieder ab. Die sicherste Methode keine Doppelbelichtungen zu bekommen, ist es, sich jede Aufnahme mit Bildnummer zu notieren.

Das Fotografieren mit einer Box ist sehr einfach, keine Entfernungseinstellung und keine Belichtungseinstellung. Nach dem Auslösen denke ich immer "war es das schon?". Mit den Brilliantsuchern kann man den Bildausschnitt allerdings nur mit Mühe ordentlich wählen. Am besten hält man die Kamera an den Bauch, nur so bekommt man ein brauchbares Gesichtsfeld abgebildet. Wählen sie das richtige Format - hochkant oder quer.
Auf der Seite des Transporthebels befindet sich ein Hebel direkt unter dem Brilliantsucher. Im Metallrand daneben ist ein kleiner Strich und ein Punkt eingestanzt. Der Strich steht für Bulb, der Punkt für die 1/30 Sekunde Kurzzeitbelichtung. Ohne Stativ stellt man den Hebel natürlich nach unten auf Kurzzeitbelichtung. Darunter ist ein Schieber zum Herausziehen. Zieht man den bis zum ersten Einrasten heraus hat man auf f/16 abgeblendet, was man bei grellem Sonnenschein mit einem ASA100 Film schon braucht. Ganz ausgezogen hat man einen Gelbfilter, der bei Landschaftsaufnahmen einen schöneren Himmel bringt. Auf dem Schieber kann man dann auch "Filter" lesen. Unter dem Schieber ist der Auslöser, den man einfach nur runterdrückt, es klackt leise, das war es schon. Nun lässt man den Verschluss einfach los und er springt in die Ausgangsstellung zurück. Bei Bulb bleibt er solange offen, wie man ihn gedrückt hält. Darunter befindet sich der Gewindeanschluss für den Drahtauslöser.

8 Aufnahmen im Format 6x9 kann man damit fotografieren. Nach Aufnahme 8 dreht man den Film so lange weiter, bis man hört und fühlt, daß er ganz auf der Aufnehmerspule aufgewickelt ist und nimmt den Einsatz wieder heraus. Die Meniskuslinse verzeichnet kräftig, aber man kann den Box-Aufnahmen ihren eigenen Charme nicht absprechen.

Aufnahmen mit meiner Box 50 aus meinem flickr Fotostream





Informative Links:
Box Kameras bei Wikipedia
AGFA Box bei Wikipedia
Genaue Beschreibung der AGFA Box50 bei Werner Slabon
ukcamera.com