Seeing1 Banner

Balda Baldina

produziert 1935-1950, dieses Modell 1937

Balda Baldina ohne Belederung



Technische Daten:
- Faltkamera für 135er Kleinbildfilm
- Carl Zeiss Jena Tessar "T" 5cm f/3.5-22
- Durchsichtsucher mit Parallaxenausgleich
- Compur-Rapid Verschluss
- Belichtungszeiten: Bulb, 1", 1/2, 1/5, 1/10, 1/25, 1/50, 1/100, 1/250, 1/500 Sek.
- Bildzählwerk
- Blitzkontakt
- 3/8" Stativgewinde


Die Baldina ist eine der ersten Kleinbildkameras aus den 30er Jahren, mit denen der Siegeszug des 35mm Kleinbildfilms seinen Anfang nahm. Neben den legendären Leica und Contax Kameras wurden noch viele der ersten Kleinbildkameras als Faltkameras wie ihre großen Mittelformatschwestern gebaut, so auch diese Baldina. Bis in die Mitte der 50er Jahre wurden noch Kleinbildfaltkameras produziert, bis diese von den starren Kamerasystemen mit geringerer technischer Anfälligkeit verdrängt wurden.

Vor dem 2. Weltkrieg wurde die Kamera einheitlich unter dem Namen Baldina in Dresden produziert. Nach dem Krieg wurde sie unter diesem Namen noch bis 1950 in Dresden hergestellt. Danach wurde der Dresdener Betrieb in VEB Belca umbenannt und die Kamera noch unter dem Namen Beltica weiter hergestellt. In dem neuen Balda Kamerawerk in Bünde/Westfalen wurde die Kamera 1948 unter den Namen Baldini und Baldette neu aufgelegt, jedoch schon 1950 baulich auffällig verändert. Baugleich ist auch die Vorkriegskamera Jubilette, die als günstige Variante der Baldina meist mit einfachen Tripletlinsen ausgestattet war. Von der Baldina gab es dann auch noch die Super Baldina aus der Vorkriegszeit mit gekoppeltem Entfernungsmesser.

Abgesehen von diesen zeitlichen und namentlichen Unterschieden, wurden alle Kameras mit vielen unterschiedlichen Kombinationen von Objektiv und Verschluss hergestellt, wodurch man sie schon einigermaßen zuordnen kann. Eine genaue Klassifizierung der Kamera erfolgt zusätzlich durch Details im Design und Ausstattung. Auf der ausführlichen Seite von Herrn Krahe findet man neben vielen anderen Kameras im Detail auch die Baldinas, wonach ich meine auch bestimmt habe.


Eine unbekannte Kamera von einem Arbeitskollegen

In unserer Firma ist es schon bekannt: Ich beschäftige mich mit alten Kameras. Also bot mir ein Arbeitskollege im August 2009 diese kleine Faltkamera ohne Belederung für 5,-€ an. Da sie funktionierte, konnte ich natürlich nicht widerstehen. Wegen der fehlenden Belederung und damit auch ohne jeglichen Hinweis auf den Hersteller, musste ich erst kräftig recherchieren, bevor ich sie klassifizieren konnte. Es ist eine Balda Baldina von 1937. Bis auf den Fokussierhebel und einen Blitzkontakt anstatt einem Drahtauslösergewinde ist sie mit dem im Internet gefundenen Modell völlig identisch.

Links: identisch Objektiv und Verschluss. Rechts: anders der Blitzkontakt und Fokushebel.


Das Tessar hat deutliche Putzspuren. Der Klappmechanismus, Verschluss und Blende funktionieren einwandfrei. Ich musste die Kamera nur etwas reinigen und konnte schon einen Testfilm fotografieren. Die Hälfte der Aufnahmen hatte leider Fehler durch ein Lichtleck, und die Aufnahmen waren wie weichgezeichnet. Also dichtete ich die Scharnierinnenkanten mit selbstklebender Velourfolie ab und zerlegte das Objektiv für eine gründliche Reinigung, da ich dort innen einen Schmierfilm entdeckt hatte. Auch mit dem Filmtransportstop hatte ich Probleme. Nach dem Transport hakte es nach dem Drehen oft nicht ein, so hatte ich auch einige Filmüberlappungen. Leider scheint hier der Mechanismus ausgeleiert zu sein oder es fehlt eine Feder, denn die Rückspulsperre rastet auch nicht ein. Beim Filmtransport drehe ich also jedesmal nur soweit vor, bis der Filmzähler weiterspringt, was dann auch funktionierte. Ein nächster Testfilm zeigte schöne scharfe Aufnahmen, nur das Lichtleck war nicht ganz dicht, jedoch nur bei wenigen Aufnahmen und wesentlich weniger sichtbar. Die Fokusskala stimmt perfekt. Ich hatte zuerst überlegt, ob ich eine neue Belederung anbringe. Doch sieht die Kamera so schön rustikal aus und ich lasse sie so.

Meine Baldina von oben...



...von hinten.



... und von vorne.




Fotografieren mit der Baldina

Um die Baldina zu öffnen drückt man oben rechts auf der Kamera den Knopf neben dem Bildzähler. Meine Baldina springt ziemlich kräftig auf, hier halte ich den Deckel immer etwas fest. Um die Kamera zu schließen drückt man leicht gegen die unteren Schenkel der Klappmechanik und die Kamera lässt sich wieder zusammenklappen. Vorher muss das Objektiv auf jeden Fall auf Unendlich gestellt worden sein, sonst verkantet das Objektiv mit dem Kameradeckel. Den Rückdeckel kann man aufklappen, wenn man den kleinen Hebel hinten beim Ledertragegriff hoch schiebt. Die Kleinbildpatrone kann man wie gewohnt einlegen, der Rückspulknopf lässt sich dazu hochziehen. Den Bildzähler muss man selbst auf Null stellen. Nach jedem Transport muss man zum Weiterdrehen den Filmtransportstop mit dem Knopf am Kameraboden entsperren, der wohl auch die Rückspulsperre löst (meine Baldina ist da ja defekt).

Zuerst stellt man Blende, Belichtungszeit und Entfernung ein. Zur Einstellung der Belichtungszeit dreht man am äußeren Ring. Die Belichtungszeit sollte man nie nach dem Spannen des Verschlusses verstellen! Entfernung und Belichtung schätzt man oder benutzt externe Messer. Den Verschluss spannt man, indem man den Hebel vorne neben den Belichtungszeiten hochzieht. Er muss auch für "B" gespannt werden. Der Auslöser ist oben auf der Kamera links neben dem Sucher. Der Sucher hat einen Parallaxenausgleich, womit man den sichtbaren Bildausschnitt im Sucher der Entfernung des Motivs anpassen kann. Dies ist besonders im Nahbereich bis etwa 4m wichtig.

Informative Links:
Faltkameras auf den Krähenseiten
Baldina auf Camerapedia


2 Aufnahmen, die ich mit der Baldina gemacht habe.
Belichtungszeit und Entfernung sind geschätzt, das erste bei Offenblende.

Tessar mood

into the lens