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Fed 5B

produziert 1977 - 1997

Fed 5B mit Industar-61 L/D Objektiv 55mm f/2.8


Technische Daten:
- Mess-Sucher Kamera für 135er Kleinbildfilm
- Sucher mit Dioptrinausgleich und gekoppeltem Entfernungsmesser
- seitlich laufender Tuchschlitzverschluss
- Belichtungszeiten: Bulb, 1", 1/2, 1/4, 1/8, 1/15, 1/30, 1/60, 1/125, 1/250, 1/500 Sek.
- M39 Gewinde für Wechselobjektive
- Blitzanschluss
- Selbstauslöser
- Zubehörschuh mit Mittelkontakt



Die Fed5B und ihre Schwestern die 5 und 5C sind die letzten der Leica-Kopien sowjetischer Produktion. Aber schon lange gingen die russischen Designer eigene Wege und kopierten nicht mehr 1:1. Die Fed5B ist die Variante ohne Belichtungsmesser, die Fed5 hat keine ausklappbare Rückspulkurbel und die 5C keinen Dioptrinausgleich. Interessant ist die Fed5 Familie weil sie einem günstig eine Plattform zu M39 Objektiven bietet. Wegen der hohen Produktionszahl von annähernd 1,5 Mio. Stück und weil sie eine relativ junge Kamera ist, sind die Sammlerpreise niedrig. Nur 5-10€ sollte eine Fed 5 kosten. Besonders gut erhaltene Kameras mit original Zubehör können aber auch schon mal 20-30€ kosten und Sondermodelle bis zu 50€. Gelegentlich werden noch unbenutzte Fed 5 im Originalkarton aus Restlagerbeständen angeboten. Dabei ist es aber keineswegs auszuschließen, daß die Kameras aufgrund von nachlässiger Produktion und unsachgemäßer Lagerung nicht in einwandfreiem Zustand sind.

Auf den ersten Blick wirkt eine Fed 5 rudimentär und fühlt sich zunächst eher wie eine "Fotomaschine" an. Sie wirkt sehr "sowjetisch solide" konstruiert. Die Einstellung der Belichtungszeit ist etwas fummelig und leicht lassen sich 1/500 und 1/250 oder 1/15 und 1/8 verwechseln. Mit etwas Gewöhnung ist das aber nicht weiter schwierig. Der Schnellspannhebel liegt ungünstig am Gehäuse an und lässt sich auch nur etwas fummelig ergreifen. Das Spannen hat einen deutlichen Widerstand und läuft nicht so schön butterweich ab, wie noch bei der Fed 3, einem der Vorgängermodelle. Insgesamt ist auch mehr Plastik verarbeitet worden und die Qualität hat insgesamt doch gegenüber der Fed 3 deutlich nachgelassen. Dafür hat die Fed 5B aber eine ausklappbare Rückspulkurbel.

Eine Fed 5B im Originalkarton

Am 29. August 2008 ersteigerte ich diese hier abgebildete noch originalverpackte Fed 5B (kyrillisches B = W) mit Ledertasche und einem Industar 61 L/D 55mm/f2.8 Objektiv für 9,50 Euro bei ebay. Es ist eine der vielen Kameras aus Restlagerbeständen. Auf der letzten Seite der Bedienungsanleitung sind handschriftlich Seriennummer und Objektivnummer vermerkt, das Ausgangsdatum eingestempelt und unterschrieben. Diese Fed5B verließ demnach am 24.08.1990 das Kamerawerk.

Die Kamera war scheinbar noch nie benutzt worden, wies aber starke Lagerungsspuren auf, die sich erfreulicherweise jedoch gut beseitigen ließen. Das Industar hatte einen Fungus, der sich auch recht einfach komplett beseitigen ließ. Der Entfernungsmesser war völlig dejustiert, lässt sich aber leicht justieren und funktioniert. Doch er war aufgrund von nachlässiger Herstellung verzogen und das Sekundärbild wurde verschoben eingeblendet. Außerdem war das Sucherbild beschlagen. So machte das Fotografieren mit ihr anfangs gar keinen Spass.
Die Fed5B ist erfreulicherweise leicht auseinander zu bauen, so daß ich den Entfernungsmesser gerade biegen konnte (nachlässige Produktion!). Ich habe noch das Umlenkprisma und das Höhenjustierprisma gereinigt, die leicht beschlagen waren. Mit einem Mal präsentierte sich der Entfernungsmesser mit unglaublicher Präzision und der Sucher zwar immer noch mit engem Einblick aber angenehm klarem Abbild. Ein unglaublicher Qualitätsgewinn.

Fed 5B mit Jupiter 3 Objektiv 50mm f/1.5


Fotografieren mit der Fed 5B

Zum Filmeinlegen kann man bei der Fed5B die Rückseite abnehmen. Dazu löst man die beiden Drehverschlüsse mit ausklappbaren Hebeln am Boden, eins dreht man im und das andere gegen den Uhrzeigersinn. Durch das Abnehmen der Rückseite stellt sich der Filmzähler von alleine zurück. Nun legt man den Film wie bei jeder Kleinbilkamera ein, und achtet darauf, daß die Löcher im Film von der Transportwalze mitgenommen werden. Der Rückspulknopf braucht nicht gezogen zu werden, da die Kamera unten offen ist kann die Filmpatrone so eingelegt werden. Die Klemmung an der Aufnehmerspule ist nicht besonders praktikabel und die Spule selbst aus dünnem Plastik macht keinen soliden Eindruck, doch es funktioniert alles. Den Rückdeckel setzt man wieder ordentlich auf, so daß die Verschlüsse auch gut schließen. Nun geht auch erst der Filmzähler beim Filmtransport wieder mit.

Belichtungszeit und Blende werden manuell eingestellt. Vor der Einstellung der Belichtungszeit dreht man immer zuerst denn Schnellspannhebel, sonst beschädigt man den Verschluss! Verstellen Sie nie die Belichtungszeit ohne gespannten Verschluss. Um das Zeitenrad zu drehen, muss man es zuerst leicht hochziehen. Die Fed5B hat keinen Belichtungsmesser, man braucht also einen externen Messer, eine Belichtungstabelle oder schätzt die Einstellungen. Die Blende stellt man am vordersten Griffring des Industar ein, es hat entsprechende Klick-Stop Einrastungen. Der Blick durch den Sucher ist ist trübe und grünlich. Oft entspricht der Sucherausschnit nicht genau dem tatsächlich aufgenommenen Bild. Der abgeschrägte geriffelte Ring um den Sucher lässt sich drehen und dient zur Einstellung des Dioptrinausgleiches. In der Mitte des Sucherbildes sieht man einen hellen Kreis, in dem die Mischbilder sichtbar sind. Beim Drehen des inneren Fokussierrings am Industar verändern sich die Mischbilder zueinander. Man fokussiert solange, bis die Bilder deckungsgleich sind. Da man leicht mit den Fingern auf das vordere Sucherglas kommt, sollte man immer ein Brillenputztuch dabei haben, denn Fingerabdrücke dort trüben entscheidend das Sucherbild. Der Auslöseknopf befindet sich zwischen Schnellspannhebel und Zeitenrad.

Ist der Film voll, sucht man zunächst vergeblich nach dem Rückspulknopf. Dieser ist etwas tückisch der Ring um den Auslöser. Diesen Ring drückt man herunter, bis er einrastet. Das geht ziemlich umständlich nur mit einem Fingernagel. Etwas besser erreicht man den Ring, wenn man den Schnellspannhebel etwas bis zum ersten spürbaren Widerstand beiseite bewegt. Die Fed 5B hat eine ausklappbare Rückspulkurbel. Nach dem Zurückspulen dreht man den Schnellspannhebel mehrmals bis zum Anschlag und löst einmal aus, damit der Rückspulknopf wieder ordentlich herausspringt.

Beim Objektivwechsel sollte man auch etwas vorsichtig sein. Das Objektiv kann sich gegen den Mitnehmerhebel des Entfernungsmessers in in der Kamera verkanten und diesen verstellen. Eine Justage des Mitnehmerhebels ist recht kompliziert. Am besten stellt man das Objektiv auf die geringste Fokusdistanz ein, dann ist der Mitnehmerring ganz eingefahren und kann den Mitnehmerhebel in der Kamera nicht nachteilig berühren. Beim Einschrauben achtet man darauf, daß man das Gewinde gut erwischt. Sowie Gewalt zum Einschrauben erforderlich ist, hat man etwas falsch gemacht und sollte nicht weiter schrauben, sondern neu ansetzen.

Ich habe meine Fed5B nun schon mehrfach benutzt und es scheint, daß sie immer runder und weicher funktioniert. Sie wirkt gar nicht mehr so mechanisch. Das Spannen fühlt sich zunehmend eleganter an und die Zeitenverstellung greift immer besser. Der Auslöser scheppert nicht mehr, sondern hört sich immer weicher an. Es scheint, daß diese Kamera wirklich frisch aus dem Werk kam und erstmal "einfotografiert" werden musste. Meine Fed5B besitzt für mich einen ganz eigenen Charme und ich benutze sie gerne.


Aufnahmen von und mit meiner Fed 5B aus meinem flickr Fotostream



Informative Links:
Fed 5 Infos bei lausch.com
Rick Oleson Fed5 auseinanderbauen
Rick Oleson Fed3 und Zorki auseinanderbauen