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Lomo LC-A

produziert in St. Petersburg 1984 - 2005

Lomo LC-A


Technische Daten:
- Zonenkamera für 135er Kleinbildfilm
- Durchsichtsucher mit Anzeige der Entfernungseinstellung
- Minitar 1 Objektiv, 32mm f/2.8
- Zentralverschluss
- 4-Zonen Entfernungseinstellung: 0,8m - 1,5m - 3m und unendlich
- Belichtungsautomatik: f/2.8-f16 und 120 - 1/500 Sek. , ASA 25-400
- Blitzsynchronisation bei 1/60 Sek. mit Blendeneinstellung für Blitzlichtaufnahmen
- Zubehörschuh mit Mittelkontakt
- Stativgewinde
- integrierte Objektiv- und Sucherabdeckung



Die Lomo LC-A ist ein sowjetischer Nachbau der Cosina CX-1/CX-2, der 1982 entwickelt wurde und 1984 auf den Markt der ehemaligen UdSSR kam. Produziert wurde sie in St. Petersburg von der Firma LOMO. Lomo ist die Abkürzung für "Leningradskoye Optiko Mechanicheskoye Obyedinenie", was soviel heißt wie Leningrader optisches und mechanisches Unternehmen.
Die LC-A sollte eine gehobene Kompakt-Automatikkamera für den Ostblock darstellen. LC-A bedeutet "LOMO Compact Automat". "Compact" wird im Russischen mit "K" geschrieben, daher lautet die kyrillische Aufschrift ЛК-А.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion gingen die Produktionszahlen bergab. Jedoch entdeckten Wiener Studenten die Kamera 1991 und brachten sie nach Westeuropa. Dort fand die LC-A wegen ihrer besonderen Bildwirkung viele Liebhaber und löste einen regelrechten "Hype" aus. So entstand auch die "Lomographische Gesellschaft". Die sogenannte Lomographie hat sich seither als eigener Zweig in der Fotografie etabliert. Als die Produktion der Kamera in St. Petersburg 1994 wegen gestiegener Produktionskosten eingestellt werden sollte begannen intensive Verhandlungen zwischen der Lomographischen Gesellschaft, den Petersburger Behörden und den Lomo Werken. Die Produktion konnte noch bis 2005 in St. Petersburg gehalten werden, danach wurde die Produktion nach China verlagert. Seitdem werden die Kameras dort in optimierter Form als LC−A+ und LC−A+ RL hergestellt. Auch "Originale" werden dort generalüberholt und verkauft.

Lomo LC-A mit original Bedienungsanleitung auf Russisch und Handschlaufe


Meine hier abgebildete Lomo LC-A bekam ich 2010 zusammen mit einer Fed 3 von einer Bekannten als Dankeschön für die Digitalisierung eines Teils ihres Diaarchivs geschenkt. Sie kaufte die Kamera 1992 in St. Petersburg und brauchte sie nun nicht mehr. Die eingravierte Produktionsnummer zeigt als erste beiden Ziffern auch 92, also wurde sie auch 1992 hergestellt. Sie hat leichte Mängel, so fehlen 2 der 4 Schrauben an dem Gehäuse für die Objektivabdeckung, das daher zusätzlich mit ein paar Klebestreifen gehalten wird. Nach Anfrage schenkte mir die Lomographischen Botschaft Deutschland ein paar Schrauben aus ihrem Ersatzteilbestand, so daß ich die Klebestreifen inzwischen entfernen und die Front richtig sauber anbringen konnte - mein Dank an dieser Stelle an die Lomographischen Botschaft Deutschland. Die Anzeige der Entfernung im Sucher ist verschoben und es fehlt das kleine Anzeigeplättchen für die Blendeneinstellung an der linken Seite von vorne. Die poröse Lichtdichtung habe ich bereits ersetzt, sie hat nun keine Lichtlecks mehr. Den Filmtransport muss ich möglichst in einem Stück betätigen, sonst springt der Bildzähler manchmal nicht weiter. Nicht selten habe ich auch leichte Filmüberlappungen ... aber sie macht tolle Fotos.

Die Peise der Lomographischen Gesellschaft zwischen 200 und 280 € für eine generalüberholte oder neue optimierte LC-A, sowie auch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt zwischen 30 und 120 € sind nicht gerade günstig. Der Kult hat eben seinen Preis und darüber kann man geteilter Meinung sein. Hier muss jeder selber entscheiden, was es ihm Wert ist. Ob ich mir früher dafür eine gekauft hätte, weiß ich nicht. Doch wo ich nun eine LC-A habe, sehe ich das inzwischen schon etwas anders. Ich bin jetzt nicht nur froh eine LC-A zu besitzen, sondern ziemlich angetan von der kleinen Kamera. Die LC-A ist wirklich toll und macht einen riesen Spass, sie ist schon etwas besonderes ... wenn meine LC-A jetzt kaputt ginge, würde ich mir auf jeden Fall wieder eine zulegen.


Fotografieren mit der LC-A

Die Lomo LC-A lässt sich nicht ohne Batterien betreiben. Zuerst braucht man 3 Knopfzellen SR44. Die deutlich günstigeren LR44 halten zwar nicht so lange, können aber auch problemlos verwendet werden. Das Batteriefach befindet sich am Boden der Kamera. Fotografiert wird mit Standard 35mm Kleinbildpatronen. Durch hochziehen der Rückspulkurbel öffnet sich die Rückwand der Kamera. An der Aufnehmerspule befinden sich kleine Zähne, in die man den Film einhaken kann. Wichtig ist aber, daß die Perforierungen des Films das kleine Transportzahnrad mitnehmen. Bei meiner Lomo kommt es manchmal zu leichten Überlappungen, egal wie sorgfältig ich den Film einlege. Nach dem Filmeinlegen darf man nicht vergessen, vorne oben rechts an dem kleinen Rädchen die ASA Empfindlichkeit des Films einzustellen. ASA 25 bis 400 sind hier möglich.

Die Vergütung des Minitar schimmert bläulich
Hebel für Blende /Automatik links, für Entfernung rechts, darüber das Einstellrad für die Filmempfindlichkeit


Vorne links kann man mit einem Hebel die Belichtungsautmatik oder unterschiedliche Blendenwerte einstellen. Die Einstellung der Blendenwerte ist für das Fotografieren mit Blitzlicht. Stellt man einen Blendenwert ein, so ist fest 1/60 Sekunde als Blitzsynchronisationszeit eingestellt und die Belichtungsautomatik ist nicht aktiv! Beim normalen Fotografieren lässt man die Kamera daher eigentlich immer im Automatikmodus. Zur Ermittlung der einzustellenden Blende teilt man die Leitzahl des Blitzes für die Filmemfindlichkeit des eingelegten Films durch die Entfernung des Motivs und erhält so die einzustellende Blende.

Die Entfernung zum Motiv stellt man am Hebel vorne rechts ein. Die Entfernung muss man schätzen, doch das gelingt nach etwas Übung eigentlich überraschend gut. Unter der Kamera vorne ist ein Hebel, mit dem man die Objektivabdeckung öffnet. Ist die Objektivabdeckung geschlossen, so ist auch der Auslöser gesperrt. Schauen sie durch den Sucher und drücken den Auslöser. Oder halten sie die Kamera einfach irgendwo hin und lassen sich vom Ergebnis überraschen. Im Dunklen belichtet die Kamera bis zu 2 Minuten. Lassen sie bei Dunkelheit daher den Finger so lange auf dem Auslöser, bis es ein zweites mal klickt. Hierbei gibt es natürlich Bewegungsunschärfeeffekte. Das Stativgewinde ist eigentlich überflüssig, die original LC-A hat weder einen Selbstauslöser noch einen Anschluss für einen Drahtauslöser.

Bildzähler, Auslöser und Transportrad der Lomo LC-A


Schaut man durch den Sucher und drückt den Auslöser nur ein wenig herunter, so daß er noch nicht auslöst, dann leuchtet oben links im Sucherbild eine rote Leuchtdiode. Diese Leuchtdiode sollte solange leuchten, bis man den Auslöser ganz heruntergedrückt hat. Erlischt diese Leuchtdiode vorher wieder, so muss man die Batterien wechseln. Leuchten 2 Dioden oben links und rechts, so zeigt die Kamera an, daß es zu dunkel ist und die Belichtung unter einer 1/30 Sekunde liegen wird. Dann besteht die Möglichkeit von Verwacklungen. Wer das nicht wünscht, sollte die Kamera irgendwo auflegen.

Ist der Film voll, dann drückt man den kleinen Knopf in einer Mulde unter der Kamera bis er einrastet und löst so die Rückspulsperre. Falls sie beim letzten Filmtransport nicht mehr ganz durchdrehen konnten, so sollten sie nach dem Rückspulen den Transport ganz bis zum Anschlag durchdrehen und noch einmal Auslösen, anderenfalls, springt das Bildzählwerk nach dem Öffnen der Rückwand nicht sogleich wieder in die Anfangsstellung.


Die hinten geöffnete Lomo LC-A


Viele Lomofotografen lassen ihre Filme "Cross"-entwickeln (crossprocess). Dabei wird ein Diafilm als Negativfilm entwickelt und umgekehrt, wodurch extrem kräftige übersättigte Farben entstehen. Dies müssen sie extra deutlich auf der Fototüte vermerken, aber dies machen auch nicht alle Labore.

Was macht die Kamera so besonders?


Jeder war bisher sehr überrascht, dem ich Fotos gezeigt habe, die mit meiner Lomo gemacht wurden. Die Bilder wirken irgendwie und haben eine Intensität, die man bei digitalen Aufnahmen so kaum finden wird. Das leichte Weitwinkelobjektiv hat manchmal eine kräftige Vignette und im Schärfebereich kann sie überraschend scharf sein. Die Belichtungsautomatik steuert auch die Blende, man weiß nie, was die Kamera nun macht. Manchmal sind die Aufnahmen durch Streulicht blass, manchmal sehr kräftig, manchmal fast ohne, manchmal mit viel Vignette, machmal knackscharf und manchmal sehr weich... eben Lomo. Ich habe gelegentlich das Gefühl, die Kamera lebt irgendwie. Durch den Zonenfokus bekommt man immer irgendetwas scharf. Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven ohne durch den Sucher zu schauen gelingen durchaus und bringen überraschende Resultate. Durch ihre Einfachheit lädt die Kamera dazu ein etwas ungewöhnliches mit ihr zu machen. Man kann mit ihr Spassknipsen, aber auch richtig fotografieren. Interessante Portraits und Landschaftsaufnahmen können genauso aufgenommen werden. Die LC-A liegt schön in der Hand, passt in jede Jackentasche und die Handhabung ist irgendwie sehr angenehm.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß diese Kamera so wahnsinnig viel Spaß macht!


Aufnahmen von und mit meiner Lomo LC-A aus meinem flickr Fotostream



Informative Links:
Lomographische Botschaft Deutschland / www.lomo.de
Lomography.de - die LC-A+ und ihre Geschichte
Lomolca.de