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Der Kontrabassbogen



Beim Kontrabassbogen ist mal auch wieder alles anders als bei den anderen Streichinstrumenten. Beim Kontrabassbogen gibt es zwei unterschiedliche Bauweisen und drei unterschiedliche Bogenhaltungen, die in sich auch noch unterschiedliche Schulen haben. Wenn ich Zeit dazu habe, wird es für die Bogenhaltung irgendwann eine extra Seite geben. Schauen wir uns erstmal meinen Bogen an:

Es ist ein Bogen deutscher Bauart.

Bogen d klein
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Im Vergleich dazu ein Bogen französischer Bauart




Der wesentliche Unterschied liegt im Frosch. Als Frosch bezeichnet man das schwarze "Griffteil", das zugleich mit einer Schraubmechanik ausgestattet ist, mit der man die Bogenhaare spannt.

Ein deutscher Frosch Ein französischer Frosch

Die Unterschiedlichen Bauweisen sind für unterschiedliche Bogenhaltungen gemacht. Der französische Bogen wird von oben "gehalten", der deutsche Bogen von unten. Bilder dazu und die Vor- und Nachteile der Bogenhaltungen folgen auf einer eigenen Seite.

Französische Kontrabassbögen sind in der Regel kürzer und schwerer als deutsche Bögen. Hier möchte ich nur den deutschen Bogen vorstellen, da dieser in Deutschland weiter verbreitet ist. Weltweit wird aber mit beiden Haltungen gespielt. Früher herrschte noch erbitterte Feindschaft zwischen den Verfechtern der Bogenhaltungen. So hatte ein Kontrabassist mit deutscher Bogenhaltung keine Chance in einem Orchester aufgenommen zu werden, in dem die Bassgruppe französisch spielte und umgekehrt. Heute hat sich das erfreulicherweise schon geändert.


Hier der deutsche Frosch größer




Meist ist der Frosch aus Ebenholz hergestellt. Es gibt auch weiße Frösche aus Elfenbein oder Mammut. Ich habe einen Bogen mal auseinander geschraubt...
"Schraube", Bogenstange und Frosch:



Am Frosch ist ein Gewinde eingeschraubt In der Bogenstange ist ein Schaft für das Gewinde ausgeschnitzt
Bogenschraube Bogenschaft

Die Bogenstange ist für die Schraube aufgebohrt. Das Gewinde des Frosches wird in den Schaft gesteckt und so kann die Schraube hineingeschraubt werden, und das Ganze hält zusammen. Dadurch lassen sich die Bogenhaare auch spannen.


Auf der anderen Seite ist die Spitze




Die Bogenstange muß aus elastischem, aber dennoch stabilem Holz sein. Besonders gut eignen sich dafür bestimmte Tropenhölzer. Insbesondere das Fernambukholz (auch Pernambuk) hat sich als besonders geeignet erwiesen. Einfachere, preisgünstigere Schülerbögen sind in der Regel aus sogenanntem Brasilholz. Es gibt auch Kontrabassbögen aus Schlangenholz (so genannt wegen der Maserung), ein sehr dichtes Holz mit großer Spannkraft. Andere Holzsorten sind entweder nicht elastisch genug, oder verlieren zu schnell ihre Spannung. Als allerneuesten Trend gibt es auch Bögen aus Carbonfaser oder Glasfaser, die Meinungen hierzu gehen auseinander.
Einen Bogen sollte man zum Spielen nur so stark anspannen, bis die Bogenhaare bei festem Druck auf die Saite nur knapp die Stange nicht berühren. Man kann dies auch auf dem Handrücken testen (bitte nur auf einem trockenen Handrücken, der Handschweiß oder fettige Haut ruinieren die Bogenhaare!!!). Damit das Holz möglichst lange seine Spannung behält, muß der Bogen, wenn man nicht spielt, abgespannt werden um die Bogenstange zu entlasten.

Der erste abgebildete Bogen von mir ist ein J.Krussig-Bogen aus Schlangenholz, der exzelente klangliche Eigenschaften bei guter Ausgewogenheit und wenig Nebengeräuschen hat. Außerdem ist er sehr schön gearbeitet. Ihn habe ich günstig erwerben können, die Eigenschaften des Schlangenholzes haben mich geradezu begeistert. Diesen Bogen spiele ich heute fast auschließlich, er ist aber nicht mein erster Bogen gewesen. Auf folgendem Bild sind als Beispiel für unterschiedliche Bauweisen meine 3 weiteren Bögen abgebildet.

Von oben nach unten:

Ein Hermann Richard Pfretzschner Bogen aus Fernambukholz,60 cm Bogenhaar
Ein Max Bausch Bogen aus Brasilholz, 57 cm Bogenhaar
Ein Jürgen Krussig Bogen aus Fernambukholz,61 cm Bogenhaar




Mein erster Bogen war der Bausch Bogen, ein schwerer Schülerbogen, gut fürs 5-Saiterspiel oder den "harten" Orchestereinsatz. Ich spiele ihn heute nur selten. Mein zweiter war der Pfretzschner, der leider bei einem Unfall gebrochen war. Zwar konnte er bestens geleimt werden, doch seine guten Spieleigenschaften verlor er dann ziemlich schnell. Er dient heute nur noch zur Zierde. Der Krussig Bogen aus Fernambuk war nach meinen Wünschen gebaut worden. Er sollte in der Länge dem Pfretzschner entsprechen. Ein feiner Bogen mit etwas nasalem Klang, gut für Barockmusik geeignet.
Die Haare sind übrigens wirklich Rosshaare vom Schweif. Für Kontrabassbögen werden auch schwarze verwendet, die einen vollen Klang haben und etwas "robuster" sind. Allerdings rascheln sie auch mehr, sind also eher fürs Orchesterspiel geeignet.
Man nennt die Rosshaare auch die "Bespannung".
Die Bespannung muß nach einiger Zeit erneuert werden. Nun kommen wir auch zum sogenannten Kolophonium, einer Mischung bestimmter Harze. Die Haare haben nämlich kleine Widerhaken. Durch das Einstreichen mit Kolophonium, wird in diesen Häkchen das Kolophonium abgesetzt und das Haar erhält den nötigen Reibungswiderstand, um die Saite zum Schwingen zu bringen. Ohne Kolophonium passiert fast nichts. Mit der Zeit spielen sich diese Widerhaken ab, und der Bogen kann das Kolophonium nicht mehr fassen, er verklebt nur noch.

Die Rosshaare werden mit kleinen Holzkeilen in der Spitze und dem Frosch verkantet.Dazu werden sie an den Enden zuerst verklebt. Eine gute Bespannung zeichnet sich dadurch aus, daß viel Haar genommen wurde, die Haare von guter Qualität sind, gleichmäßig und mit guter Länge eingefügt wurden und daß die Keile gut sitzen. Wenn die Keile schlecht eingepasst werden, oder das Rosshaar schlecht an den Enden verklebt wurde, kann die Bespannung beim Spielen auch schon mal "wegfetzen".

Auf folgendem Bild kann man die Perlmuttplatte am Frosch, die den Schaft für die Bespannung abdeckt, beim oberen Bogen gut erkennen. Der Ring zum Festmachen des Keils, man spricht auch vom Besteck, ist hier aus Neusilber, aber kann auch aus echtem Silber oder Gold sein. Die hier abgebildeten Frösche sind recht schlicht, viele Frösche werden zusätzlich mit Perlmuteinlagen verziert. Meist wird ein Kreis eingefügt, das sogenannte "Auge" ( siehe oben beim französischem Frosch).




Die Spitze wird mit Elfenbein oder heute meist Mammut abgedeckt, der sogenannten "Kopfplatte". Wenn sie die Spitze meines Schlangenholzbogens oben nochmal anschauen, so sehen sie eine Kopfplatte aus Silber, das geht auch. Aus welchem Material Kopfplatte und der Ring sind, ist Geschmackssache.



Die Form der Spitze ist auch variierend und vom Bogenbauer abhängig, jeder hat da so seinen Stil. Ebenso gibt es Bögen mit runder Bogenstange oder mit achteckiger. Das Gewicht eines Kontrabassbogens sollte zwischen 125 und 135 Gramm liegen. Um den Bogen bei Bedarf schwerer zu machen oder für bessere Ausgewichtung zu sorgen, wird gelegentlich die Bogenstange in Froschnähe mit Silberdraht umwickelt.

Der Bogenbau ist (genau wie der Instrumentenbau) eine Kunst für sich. Meisterbögen sind nicht unter 1500 Euro zu erwerben und können bis zu 8000 Euro kosten.

Wichtig ist aber immer, daß einem der Bogen "gut in der Hand liegt" und gut klingt.