Seeing1 Banner

Tips zum besseren Beobachten

Bei meinen ersten Beobachtungen stand ich draußen in der Dunkelheit und musste feststellen, daß ich für bestimmte Dinge nicht gut vorbereitet war. Viele Kleinigkeiten hatte ich nicht beachtet und war dadurch beim Beobachten eingeschränkt. Wertvolle Zeit ging dabei verloren. Darum habe ich viele meiner Erfahrungen hier einmal zusammengefasst. Da diese Seite dann doch sehr umfangreich wurde, können die einzelnen Themen auch übers Menü ausgewählt werden.

Ich wünsche allen Sternfreunden
klare Nächte und "Seeing1"


Umgang mit dem Teleskop, "Trockenübungen"

Wer zum ersten Mal ein Teleskop benutzt, sollte sich mit ihm in geeigneter Umgebung vertraut machen. Dies kann am besten im wohltemperierten und hellem Zimmer zu Hause geschehen. Da hat man Zeit und Ruhe auch nebenbei nötige Literatur zu lesen.

Schauen sie sich genau an, wie sich die Achsen bei einer parallaktischen Montierung zueinander verhalten. Stellen sie sich anhand einer Sternkarte einmal einen fiktiven Sternhimmel vor. Die vier Wände des Zimmers stellen dabei die vier Himelsrichtungen dar. Versuchen sie einmal grob das Teleskop nach Norden auf den "fiktiven" Polarstern auszurichten. Versuchen sie nun das Teleskop einmal auf ein "fiktives" Objekt im Süden auszurichten.

Dabei können sie sehen, wie sich der Stundenkreis bewegt und wie sich der Tubus bei einer solchen Drehung verhält. Versuchen sie schonmal grob nach Koordinaten zu arbeiten. Bei den meisten Amateurteleskopen sind die Koordinaten auf der Achse meist zu ungenau, um damit Objekte wirklich zu finden, aber zur groben Orientierung und zum Verständnis der Himmelsbewegung sind sie sehr hilfreich.

Bei diesen Trockenübungen können sie schonmal ausprobieren, wie hoch das Stativ sein muss, damit sie in den meisten Positionen bequem Beobachten können. Bei einem Reflektor mit parallaktischer Montierung werden sie bemerken, wie der Einblick in den OAZ zum Teil äußerst ungünstig in bestimmten Positionen wird. Die Tubusbremse ist hier eine Möglichkeit der Verbesserung. Üben sie auch ruhig mal einen Okularwechsel.

Die Motoren bleiben immer dran

Motoren an der Monti

Ebenso sollte man den Auf- und Abbau des Teleskops mehrfach üben. Im Dunkeln und der Kälte sollte jeder Handgriff sitzen. Außerdem sollte man es vermeiden dabei mit kleinen Schrauben und Werkzeug zu hantieren. Besser ist es einige Teile vormontiert zu transportieren, auch wenn dies u.U. etwas mehr Trageaufwand erfordert (Nachführmotor an der Montierung belassen, Stativ zusammengeschraubt lassen, Rohrschellen wenn mögl. am Tubus oder der Montierung belassen...)

Vorbereitungen I


Ausbalancieren, Sucher ausrichten, Justage

Diese Vorbreitungen muß man vor dem Beobachten selbst immer überprüfen, aber ist dies einmal zu Hause vorbereitet und somit auch geübt, geht es draußen viel schneller.
"3 Wetter Taft"...
alle Feststellschrauben sind gelöst,
das Teleskop hält.

Ausbalanciert?

Zum Verdrehen des Teleskopes müssen an der Montierung die Feststellschrauben gelöst werden. Wenn das Teleskop in sich nicht gut ausbalanciert ist, verdreht es sich wieder, bevor man die Feststellschrauben wieder anzieht. Das Anvisieren der Beobachtungsrichtung ist dadurch schwierig. Außerdem zieht ein Nachführmotor dann nicht gleichmäßig.
Bei beiden Hauptachsen der Montierung zum Ausbalancieren zuerst jeweils die Feststellschraube lösen. Bei der Deklinationsachse (die mit Gradzahlenskalierung) wird der Tubus in den Rohrschellen so lange hin und her geschoben, bis das Teleskop in der waagerechten bleibt, Feststellschraube wieder festziehen. Die Position mit Klebestreifen auf dem Tubus markieren.

Die Rektaszensionsachse (die mit Stunden-/ Minutenskalierung) wird durch verschieben der Kontergewichte ausbalanciert. Das Ganze jeweils mit entsprechendem Zubehör (Sucher, Okular, Winkelprisma etc.) durchführen! Das Teleskop sollte sich dann bei gelösten Feststellschrauben egal in welcher Stellung nicht von alleine irgendwohin verdrehen.

Der Sucher kann auch schon tagsüber an einem markanten Gebäude in mindestens 150m Entfernung ausgerichtet werden. Benutzen sie am Teleskop das Okular mit der kleinsten Vergrößerung. Suchen sie dann einfach mittels "Kimme und Korn" übers Rohr einen markanten Punkt in der Umgebung aus, stellen diesen im Okular in die Mitte ein und richten dann den Sucher aus. Verfeinern sie die Einstellung, indem sie dann ein Okular höherer Vergrößerung wählen. Gute Sucherhalterungen verstellen sich nicht so schnell, auch nach dem Transport zum Beobachtungsort. Weniger gute müssen immer wieder direkt vorm Beobachten in der Ausrichtung überprüft und korrigiert werden.

Die Justage eines Spiegelteleskops ist elemantar. Die Abbildungsleistung steht und fällt mit der Justage. Ein vernünftiger Newton sollte sich nach einmaliger Justage auch nach einem Transport nicht so leicht dejustieren. Darum ist es sinnvoll die Justage vorher in Ruhe mit optischen Hilfsmitteln zu Hause genau vorzunehmen. Vor der Beobachtung braucht man dann ggf. nur noch eine Feinabstimmung mit einem "Sterntest" zu machen. Näheres dazu gibts auf einer eigenen Seite zur Justage.

Vorbereitungen II


Transport,Okularkoffer,Ablage...

Je nach Transportmöglichkeit (Auto,Fahrrad...) und Beobachtungsort sollten die Transportmittel gut durchdacht sein. Wenn man z.B. vom Auto zum Beobachtungsort noch 2km laufen muss, ist die Anschaffung einer kleinen Alu-Sackkarre vieleicht gar nicht dumm. Es lohnt sich, die "Logistik" des Equipments genauestens zu durchdenken. Bei guter Packweise ist nicht nur der Transport einfacher, auch der Aufbau geht schneller. Ist der Transport zu aufwendig, kann einem schnell die Lust auf die eine oder andere Beobachtungsnacht vergehen.

Ein gutes Teleskop ist nur ein häufig genutztes

Alles sollte gut gepackt sein
Der Tubus liegt auf der Rückbank


Meinen Skywatcher habe ich in einer Schaumstoff gepolsterten Sporttasche unterbringen können. Die Montierung EQ3 und zusätzliches Zubehör sind in einer weiteren Sporttasche. Die schweren Kontergewichte habe ich in einem kleinen Rucksack. Stativ, Okularkoffer und ein Beistelltisch sind separat zu tragen. 3x muss ich also laufen um alles im Auto zu verstauen. Mit dem GSO und der ADM habe ich alles zunehmend in Koffern untergebracht. Für den Tubus habe ich keine Tasche finden können, ich trage ihn so. Die Kontergewichte und sperriges Zubehör liegen jetzt in einem kleinen Falteinkaufskorb aus Plastik. Ich habe meine Beobachtungsplätze auch meist so gewählt, daß ich das Auto am Beobachtungsort abstellen kann.

Tisch und Koffer
Die Motorhaube geht aber auch

Campingtisch
Es ist sehr praktisch, das ganze empfindliche Zubehör (Okulare, Barlow, Filter...) im Dunkeln immer an einem Platz in einem Koffer zu haben. Ein Koffer macht aber auch gegen Taubeschlag Sinn. Den Koffer klappe ich einfach zu, ohne irgendwelche zusätzlichen Wärmequellen und bisher hatte ich selbst in feuchtesten Nächten beschlagfreie Zusatzoptik. In Baumärkten gibt es oft günstige Alukoffer für 10-20€ in verschiedenen Größen.
Den Koffer und Sternkarten kann man auch nicht einfach auf den meist feuchten Boden legen. Ein kleiner Campingtisch hat sich dafür bei mir als sehr praktisch erwiesen. Inzwischen reicht mir aber auch die Motorhaube meines Autos als Ablage, auf die ich vorher ein altes Laken lege. So brauche ich weniger zu schleppen.

Das Seeing


Was ist eigentlich Seeing?

Sicher kennen sie die Luftschlieren über heißem Asphalt im Sommer. Diese Schlieren entstehen durch die Luftbewegung, die sich durch die großen Temperaturunterschiede entwickelt. In unserer Atmosphäre sind auch erhebliche Temperaturunterschiede und die Luft ist immer in Bewegung. Mit bloßem Auge sehen sehen wir das z.B. nachts, wenn die Sterne flimmern. Das ist ein Anzeichen für starke Luftturbulenzen in der Atmosphäre. Mit dem Teleskop vergrößern wir nicht nur das Beobachtungsobjekt, sondern auch diese Turbulenzen.
Man spricht hierbei vom "Seeing". Im Internet zeigt eine Seite anschaulich die Auswirkungen des Seeings beim Beobachten.

Für das Seeing gibt es verschiedene Einteilungen. Über den Astrotreff bin ich auf eine Beschreibung von Stathis Kafalis und Uwe Pilz aufmerksam geworden, auf der die Seeing Skalen und ihre Einteilung bestens beschrieben werden. Ich orientiere mich nach der dort vorgeschlagenen Methode der Einteilung von 0 (bestens) bis 6 (miserabel). Die Einteilung nach Pickering geht von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut). Die Einteilung nach Antoniadi geht von 1 (I) -gut bis 5 (V) -schlecht.

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, daß wenn die Sterne stark flimmern, das Seeing recht mäßig ist. Wer es genauer klassifizieren möchte, sollte die oben angegebene Beschreibung über Seeing-Skalen lesen.

Für Deep-Sky Beobachtungen ist das Seeing weniger beeinträchtigend. Aber bei hohen Vergrößerungen, also bei Mond und Planetenbeobachtungen, ist dies nicht nur störend, sondern es kann das Beobachten unmöglich machen. Wenn sie einen Planeten in ihrem Teleskop nur verwaschen sehen, so kann das neben einer schlechten Justage auch am Seeing liegen. Sie können dann nicht so hoch vergrößeren und müssen eine kleinere Vergrößerung wählen, bei der das Seeing dann nicht mehr so stört. Wirklich gutes Seeing hat man nur in wenigen Nächten im Jahr. Seien sie also von ihren ersten Plantenbeobachtung nicht all zu sehr enttäuscht. In einer anderen Nacht können sie vieleicht viel mehr erkennen.

In Horizontnähe ist das Seeing immer schlechter, zum Teil grauenhaft, da sich hier die Luftunruhe der abkühlenden Erdoberfläche stärker bemerkbar macht. Planeten und Mond sind daher am besten zu beobachten, wenn sie besonders hoch stehen.

Die Transparenz der Luft


Luft ist nicht Luft

An der See können sie bei sonnigem Wetter den einen Tag die Konturen einer Insel erkennen, am anderen trotz klarem Himmel nicht. Je nach Luftfeuchtigkeit ist die Sicht durch die kleinen Wasserpartikel getrübt. Sicher kennen sie auch Smog, Luftverschmutzung ist auch verantwortlich für schlechte Transparenz.

Besonders für die schwachen Deep Sky Objekte ist die Transparenz der Luft sehr wichtig. Anzeichen für schlechte Transparenz sind schwache Schleierwolken in der Atmosphäre am Abend. Letztendlich kann man das aber nur durch Beobachtungserfahrung mittels Bestimmung der Grenzhelligkeit der Sterne an einem oft genutzten Beobachtungsort genauer Einschätzen. Man sollte also nicht sonderlich enttäuscht sein, wenn man in einer eigentlich klaren Nacht weniger sieht, als in anderen Nächten.

Für die Beobachtung in Horizontnähe muss man beachten, daß man durch mehr Luftschichten schauen muss, die Transparenz also miserabel ist. Dadurch entsteht zum Beispiel das Morgen-/Abendrot. Beobachtungen weniger als 20° über dem Horizont sind meist wenig ergiebig. Planeten oder der Mond scheinen geradezu in einer "Waschschüssel" zu schwimmen, was noch zusätzlich mit dem schlechten Seeing hier zu tun hat.
Am besten sind für alle Objekte im Idealfall Beobachtungen im Zenit, also 90° über dem Beobachter.

Dunkelheit


Nachts ist es dunkel,Streulicht, Lichtverschmutzung, Dunkeladaption, Warum Rotlicht?

Es ist klar, daß es dunkel sein muss, um Sterne zu sehen. Aber der Grad der Dunkelheit ist fürs Beobachten entscheidend. Das ist abhängig vom nächtlichen Streulicht der Zivilisation. Man spricht hierbei auch von der Lichtverschmutzung. In Größstädten ist soviel Streulicht, daß neben der Milchstrasse sogar einige Sternbilder nicht mehr sichtbar sind. Die Vereinigung der Sternfreunde hat einige Infos zur Lichtverschmutzung. Diese genauere Lichtverschmutzungskarte von Deutschland sollten sie sich auch mal anschauen. Lichtverschmutzung ist ein ernsthaftes Problem, nicht nur für Sternfreunde, sondern auch für die Natur.

Für den Grad der Dunkelheit gibt es einen kleinen Test:
Auf den Sternkarten ist auch meist die Sternhelligkeit in "m" oder "mag" wie Magnitude angegeben. Bei besten Sichtbedingungen kann man bis zu mag 6.5 Sterne erkennen, z.B. in den Alpen...in einer Großstadt reicht es meist nur bis mag 3.5.
Vergleichen sie die Sichtbarkeit der Sterne am Beobachtungsort mit der Sternkarte (mag 4.5 sollte es mindestens schon sein) und machen sie dies einmal in einer Großstadt. Lassen sie den Augen aber mindestens 15 Minuten Zeit sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, bevor sie diesen Test machen. Genauso wie es sich mit der Sichtbarkeit der Sterne verhält, so ist es mit allen Deep-Sky Objekten. Der Mond ist übrigens auch ein "Deep-Sky Killer".

Ebenso wichtig ist die Dunkeladaption der Augen. Sicher sind sie nachts schonmal aufgewacht, und haben zuerst im Dunkeln recht viel erkannt. Doch nachdem sie auch nur einmal kurz das Licht ein und wieder ausgeschaltet haben ist alles schwarz. Um sich dann wieder komplett an die Dunkelheit zu gewöhnen brauchen die Augen etwa 45 Minuten (!).

Sie können sich sicher vorstellen, welche Auswirkungen das auf die Beobachtung der extrem lichtschwachen Deep-Sky Objekte hat. Helle Taschenlampen oder eine Strassenlaterne sind am Beobachtungsort also denkbar schlecht.

Leicht hergestellte Rotlichtlampen,
mit roter Bucheinbandfolie abkleben reicht

rotlichtlampen

Wenn man mal Licht braucht, sollte man grundsätzlich nur Rotlicht verwenden, da dieses die Dunkeladaption der Augen nicht zu sehr stört. Man kann sich dafür spezielle Lampen kaufen, oder so wie ich eine Taschenlampe (oder Kopflampe) mit roter Folie aus dem Schreibwarengeschäft mehrfach abkleben, bis der notwendige Rotlichtgrad erreicht ist. Ich benutze gerne eine kleine Kopflampe (Biker- Zubehör), da hat man halt beide Hände frei, wenn man mal schnell einen Blick auf die Sternkarte werfen will oder bei der Auswahl des Okulars.

Bei Beobachtungen im Sommer ist zu beachten, daß der Nachthimmel durch den niedrigen Stand der Sonne hinterm Horizont nicht mehr richtig dunkel wird. Etwa von Mitte Mai bis Mitte August hört nachts die sogenannte "astronomische Dämmerung" nicht auf, also die Sonne steht nie mehr als 18° unterm Horizont. In diesem Zeitraum sind Deep-Sky Objekte nur eingeschränkt zu beobachten.

Beobachtungsort wählen

Eins vorab: Aus dem Wohnzimmer durchs Fenster beobachten ist totaler Blödsinn. Das Fensterglas und die Temperaturunterschiede "zerstören" jede Beobachtung. Balkon oder Terasse sind auch eher ungeeignet, es sei dennn man wohnt sehr abgeschieden. Der Himmelsausschnitt vom Balkon, den man beobachten kann, ist stark eingegrenzt.

In Städten hat man die schlechtesten Voraussetzungen zum Beobachten. Für Deep-Sky Objekte hellt das Streulicht einer Stadt den Himmelshintergrung sehr auf und die vielen Strassenlaternen verhindern die Dunkeladaption der Augen. Mehr dazu beim Thema Dunkelheit auf dieser Seite.

Je dunkler es am Beobachtungsplatz ist, um so besser.

Ein zweiter Punkt ist die aufsteigende Wärme der Häuser, die im im Sommer durch die Sonne tagsüber und im Winter ohnehin aufgeheizt sind. Diese Luftturbulenzen (Seeing) stören das Bild erheblich.

Ein Beobachtungsort auf dem Land wäre also am besten. Ein freiliegendes Feld ist da schon optimal, je höher der Beobachtungsplatz sein kann (Berg,Turm), um so besser.
Die Wahl des Beobachtungsortes ist für die Beobachtungsqualität sehr entscheidend. Ich hatte mehrere Standorte ausprobiert. Erst zwei Standorte mehr als 30 km ausserhalb der Stadt brachten einigermaßen zufriedenstellende Sichtbedingungen.

Ich beobachte am liebsten auf einem kleinen "Berg" in der Nähe von Brelingen, immerhin 80m üNN, den ich in gut 20 Minuten erreichen kann. Dort ist es schön ruhig und weiter weg vorbeifahrende Autos blenden nicht. Mein Auto steht direkt am Beobachtungsort, so daß es keine Transportprobleme gibt. Die stellare Grenzgröße liegt zwischen 5 und 5,5 mag. Leider wird der Südhimmel bis ca. 15° über Horizont vom Streulicht Hannovers erhellt, für Orion &Co. geht das noch, aber die Sommersternbilder um den Schützen sind schlecht zu beobachten. Bei einem Standort südlich von Hannover bei Pattensen gab es Probleme mit dem Streulicht von Hildesheim und er ist nur in 45 Minuten erreichbar. Im Sommer eine Notlösung, wenigstens direkt im Süden kann man Objekte im Schützen noch recht gut beobachten.

Nachts ist es kalt


Astronomie ist ein "Outdoor"-Hobby!

Auch in einer Nacht mit 12° kann einem nach längerem Beobachten empfindlich kalt werden.
Man darf nicht vergessen, daß man sich nicht viel bewegt und auf einem offenem Feld jegliche Körperwärme im "Nichts" verpufft. Insbesondere über den Kopf werden schon über 50% der Körperwärme abgegeben. Eine Mütze ist immer ratsam. Zusätzlich wirkt eine Thermoskanne mit heißem Tee wahre Wunder und sorgt für innere Wäme. Kleine Taschenöfen oder sogenannte "Wärme-Gel-Packs" helfen auch sehr gegen kalte Hände, denn oft muss man die Handschuhe ausziehen, um z.B. ein Okular zu wechseln.
Solche Gelpacks halten die Hände warm
Mit Handschuhen kriegt man nicht alles hin



Bei der Bekleidung sollte man sich nicht in zu viele Schichten nach dem "Zwiebelschalen- Model" einpacken, geeignete Spezialkleidung ist hier angebrachter (z.B. Angora- Shirt und Hose und darüber Winterkleidung). Ski-Anzüge taugen nur was mit entsprechender Unterbekleidung, da sie für sportliche Aktivität ausgelegt und entsprechend luftdurchlässig sind. Die Füße sollten nicht zu eng in den Schuhen mit "20" Paar Socken eingepfercht werden, dann frieren sie noch schneller. Also dafür Stiefel 1 oder 2 Nummern größer mit wenigen dicken Socken nehmen.
Bei mir hat sich für Nächte mit Minusgraden eine Kombination aus Thermounterwäsche, Angoraunterwäsche (auch Socken!!) und einem Skianzug ganz gut bewährt. Darüber trage ich noch eine windfeste Jacke mit vielen Taschen, eine umklappbare Fleecehaube als Schal und meine "Russenmütze". Über den Angorasocken trage ich noch Schafwollsocken in robusten Winterschuhen, eine Nummer zu groß. Bei Minus 10° bin ich dann aber nach 3 Stunden auch "reif" für den Abflug.

Wichtig ist es, auch das Auskühlen des Teleskops zu beachten. Das ist besonders bei offenen Systemen wie Newtons wichtig. Während der Spiegel auskühlt entstehen im Tubus Luftturbulenzen, die das Bild erheblich beeinträchtigen können. Man spricht auch vom "Tubusseeing". Dies ist besonders bei Beobachtungen mit hohen Vergrößerungen störend. Außerdem verändert sich der Spiegel selbst während des Auskühlens und beeinträchtigt so das Bild. Je nach Größe des Hauptspiegels kann die Auskühlzeit zwischen 30 Minuten und 2 Stunden liegen. Das ist aber auch von der Aussentemperatur und dem Unterschied zur Aufbewahrungstemperatur des Teleskops abhängig.

Günstig ist es, das Teleskop Stunden vor der Fahrt zum Beobachtungsort schon mal auf dem Balkon oder im Garten auskühlen zu lassen. Es gibt auch Spiegelmaterialien mit unterschiedlichen Auskühlungsverhalten: Gängiges Floatglas verändert sich stark beim Auskühlen, sogenanntes BK7 Glas ist da besser. Suprax besitzt hervorragende Auskühlungseigenschaften. Solche speziellen Spiegelmaterialien sind aber erst ab einem Spiegeldurchmesser von 20 cm wirklich relevant.

Beobachtung vorplanen

Bevor man mit Sack und Pack loszieht, sollte man schon wissen, was in dieser Nacht überhaupt am Himmel los ist. Schließlich fährt ja auch fast niemand in den Urlaub, ohne zu wissen wohin es geht. Schön vorplanen kann man mit einer guten Sternsoftware. Auf meiner Link-Seite finden sie auch Hinweise zu kostenloser Sternsoftware. Aber auch ein Sternatlas reicht.
Oft empfohlen: Der "Karkoschka"
Für einen "Stromausfall"
habe ich ihn auch immer dabei
Mit Ausschnittskarten


Je nachdem ob der Mond da ist, oder nicht, sollte man schon vorher den Beobachtungsschwerpunkt setzen: Mond / Planeten oder Deep-Sky. Bei Deep-Sky Objekten habe ich beste Erfahrungen gemacht, wenn ich mir mit Sternsoftware entsprechende Detailkarten zum Auffinden ausgedruckt habe. Zumindest sollte man anhand eines brauchbaren Sternatlas mit Ausschnittskarten die Objekte ausgewählt und notiert haben.
Mit guten Auffindungskarten und der Kenntnis des aktuellen Nachthimmels geht das Auffinden der Objekte auch schneller.

Da sich der Sternhimmel dreht, sollte man auch zuerst mit Objekten im Westen beginnen zu beobachten, da diese bald untergehen. Objekte unterhalb etwa 20° Höhe über Horizont sind in der Regel ungünstig sichtbar (Atmosphäre). Wenn man dies beachtet, so hat man sich für die Beobachtung die "besten "Stücke" rausgepickt. So vergeudet man nicht sinnlos Zeit bei der Suche nach Objekten, die entweder ungünstig zu beobachten sind, oder vieleicht noch gar nicht am Himmel erschienen sind.
Gut vorbereitet weiß man auch, ob evtl. besondere Objekte sichtbar sind (Kometen...).

Für die Beobachtungsnacht ist natürlich auch das Wetter sehr wichtig. Wer weiter fahren muss und dann sein Equipment mühsam aufbaut, wird nicht begeistert sein, wenn dann nach 30 Minuten plötzlich Wolken auftauchen. Daher ist es wichtig auch vorher aufmerksam die Wettervorhersagen für die Nacht zu studieren. Satellitenbilder und Satellitenfilme sind eine sehr große Hilfe, sich über die Gesamtwetterlage aufzuklären, und absehen zu können, ob innerhalb der nächsten Stunden ein Wetterwechsel stattfindet. Entsprechende Links zu von mir gerne genutzten Seiten gibt es bei meinen speziellen Wetter-Links. Ebenso sollte man die Windgeschwindigkeiten beachten. In den meisten klaren Nächten ist es zwar meist windstill, doch können gelegentlich trotz klarem Himmel auch Böen und stärkerer Wind auftreten. Dann ist ruhiges Beobachten unmöglich. Stärkerer Wind und Böen sind auch ein Indikator für schlechtes Seeing.


Auffinden von Objekten üben


Step by Step

Die Suche (oder das Finden...) von Objekten klappt nicht immer beim ersten Mal. Zuerst sollte man sowieso lernen sich grob am Sternenhimmel zurechtzufinden. Die Sternbilder mit ihren teilweise auffälligen Formationen sind erste Anhaltspunkte. Nun sucht man sich zuerst einen hellen Stern in der Nähe des gesuchten Objektes aus und peilt diesen über das Rohr an. Meistens findet man ihn dann schon im Sucher, nur nicht die Geduld verlieren.

Gute Sternkarten sind wichtig

Sternkarte klein
Nun braucht man gute Sternkarten. Beim Blick durch den Sucher oder das Teleskop wird man erkennen, daß von den Sternen dort auch einprägsame geometrische Formationen, wie bei den Sternbildern, gebildet werden. Für das Auffinden drucke ich mir vorher zu Hause entsprechende Ausschnittskarten mit meiner Sternkartensoftware aus. Anhand dieser Karten "hangele" ich mich nun ausgehend vom hellen Stern von einem Suchergesichtsfeld zum nächsten, bis ich das Objekt oder auffällige Sternkonstellationen beim Objekt im Sucher habe. Man nennt dies "Starhopping". Bei meiner Software kann ich das Suchergesichtsfeld und das einzelner Okulare auf der Karte anzeigen lassen, so daß ich das Gesehene besser mit den Karten abgleichen kann. Hier ist das Auffinden anhand von Karten näher dargestellt.

Das klingt erstmal recht einfach, doch in der Praxis muss man bedenken, daß das Bild im Sucher oder Teleskop meist spiegelverkehrt und auf dem Kopf ist. Außerdem ist das Teleskop auch noch oft etwas verdreht. Man muß also sehr genau "beobachten". Dies erfordert einiges an Übung, und in mancher Nacht klappts mal besser oder schlechter. Aber nach einiger Zeit kann man so fast alles finden, nur nicht aufgeben.

Das Auffinden nach Koordinaten ist wegen der sehr groben Skaleneinteilung der Montierungen meist ein Glücksspiel, aber um etwa den Bereich anzusteuern, in dem man das Objekt erwartet, kann es hilfreich sein. Dazu muss man sich genau mit der Montierung auseinandersetzen und das Teleskop genau auf den Polarstern ausrichten.

Taubeschlag

Grade im Frühjahr und Herbst kennen sie sicher den morgendlichen Taubeschlag auf den Autos, im Winter den Raureif. Mit dem Teleskop ist es nicht anders. In mancher Nacht trieft es nur so vor Feuchtigkeit. Damit dies den Spiegeln und Linsen nicht passiert braucht man unbedingt Tauschutzkappen, auch für den Sucher(!). Die Okulare lässt man am besten im Koffer, wenn man sie nicht braucht. Bei mir hatte ich keine Probleme damit, andere Hobbyastronomen beheizen aber zusätzlich den Okularkoffer. Das Sucherokular decke ich immer mit der zugehörigen Schutzkappe ab, da man dies nicht herausschrauben kann. Sternkarten lasse ich in einer Klarsichtschutzfolie aus dem Schreibwarengeschäft.

Wenn dann doch mal was beschlagen ist, kann man eigentlich einpacken. Optische Oberflächen sollte man nie einfach abwischen!!! "Fönen" mit einem 12V Fön ist für Refraktoren eine Lösung. Am Newton kann man nur den Fangspiegel fönen, an den Hauptspiegel kommt nicht nah genug ran. Das kann wegen der Wärme aber ggf. schlecht fürs Beobachten sein (Tubus-Seeing). Außerdem ist es fraglich, wie schnell die Optik dann wieder bschlägt. Bei Okularen ist dies auch eine gute Methode. Okulare halte ich 1-2 Minuten in das Kaltluftgebläse des Autos, das hat bisher auch geholfen. Das war aber auch nur in besonders feuchten Nächten, wenn ich das Okular sehr lange draußen am Teleskop belassen hatte notwendig. Das Autogebläse sollte vorher gut "durchgepustet" werden, damit kein Dreck und Staub auf das Okular geschleudert wird.

Erfahrung und Konstitution

Wie bisher zu lesen war, gibt es einiges beim Beobachten zu berücksichtigen. Die Erfahrung spielt daher auch eine ganz wichtige Rolle. Darum ist es besonders wichtig, sich für das Beobachten richtig Zeit zu nehmen, um herauszufinden, warum Beobachtungsergebnisse zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen.

3 konkrete Beispiele aus meiner Praxis:
Ebenso ist der Einblick ins Okular zuerst gewöhnungsbedürftig. Man sollte sich Zeit nehmen, sich in punkto Einblickposition und Abstand mit seinem Okularium anzufreunden.
Mit entsprechender Beobachtungserfahrung schätzt man seine Ergebnisse ganz anders ein, und selbst schlechte Beobachtungen können sogar erfreulich sein, wenn man die Umstände genauer einzuschätzen weiß.

Am dritten Beispiel habe ich einen nicht zu unterschätzenden Punkt angesprochen:

Die Konstitution.

Hierbei wirkt sich nicht nur Übermüdung und Stress, sondern auch die Belastung der Augen tagsüber durch langes Lesen oder intensive Bildschirmarbeit negativ aus. Ebenso sollte man unbedingt auf eine gute Flüssigkeitsversorgung und einen leicht gefüllten Magen achten. Vor dem Beobachten sollte man eine Kleinigkeit essen, oder etwas Proviant mitnehmen (belegtes Brot, Schokoriegel). Ich schreibe bewusst "eine Kleinigkeit", denn wenn man zuviel gegessen hat, ist der Körper mit ermüdender Verdauungsarbeit beschäftigt.
Der Tee dient nicht nur zum Aufwärmen, sondern der Körper wird auch mit dringend notwendiger Flüssigkeit versorgt. Wenn sie 3 Stunden beobachten, und den Körper nicht versorgen, lässt die Konstitution und die Konzentration sehr schnell nach.

Ich denke, es versteht sich von selbst, daß Alkohol und Nikotin beim Beobachten denkbar schlecht sind. Ich war früher selber starker Raucher und zügelte mich beim Beobachten stark in meiner Genuss-Sucht. Zumindest sollten Raucher vorher ausreichend Vitamin-C zu sich nehmen.