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Die Notation des Kontrabasses

Eine Auflistung der meisten musikalischen Vortragsbezeichnungen gibts hier auf Seeing1.

Vorab eine kurze Erläuterung zu den Musikschlüsseln. Wie der Name sagt, schlüsseln die Notenschlüssel dem Musiker die Positionierung der Noten auf dem Notensystem auf. Da fünf Notenlinien für den gesamten Tonraum nicht ausreichen, braucht man die Schlüssel auch, um den Tonraum näher zu definieren. So gibt es Notenschlüssel für tiefe, mittlere und hohe Stimmen. Jeder zeigt die genaue Positionierung der Noten auf den Linien aber anders an:

Der Violinschlüssel wird auch als "G- Schlüssel" bezeichnet. Er ist ein stilisiertes "G" und der Kringel zeigt an, daß sich auf der umkringelten Linie der Ton "G" befindet.

Der Bass- Schlüssel wird als "F- Schlüssel" bezeichnet. Er ist ein stilisiertes "F" und die Notenlinie zwischen den beiden Punkten ist ein "F".

Dann gibt es noch die "C-Schlüssel". Sie enthalten 2 umgedrehte stilisierte "Cīs", und die Notenlinie zwischen den "Cīs" ist ein "C". Hiervon gibt es zwei Schlüssel, den Alt- und den Tenorschlüssel.

Der Kontrabass wird natürlich meist im sogenannten Bass- Schlüssel notiert. Aber auch Tenorschlüssel und sogar der Violinschlüssel werden bei Bedarf verwendet.
Im folgenden Beispiel ist derselbe Ton in verschiedenen Schlüsseln notiert.




Doch auch hier gibt es wieder eine Besonderheit. Da der Kontrabass so tief klingt, müßte man sogar noch im Bass-Schlüssel für seine Notation oft mit sehr vielen Hilfslinien arbeiten, was die Lesbarkeit erschwert.

So ist der Kontrabass notiert



Und so müßte es in Wirklichkeit notiert sein, um den realen Klang wiederzugeben.



Der Kontrabass klingt eine Oktave tiefer als notiert.

Eine Oktave ist übrigens der Tonumfang, nach dem sich die Schwingung eines Tones halbiert oder verdoppelt, er sich also tiefer oder höher wiederholt.

Das folgende Beispiel aus der "Chanson Triste" von Sergej Koussevitzki
ist in drei Schlüsseln notiert.



Hierbei handelt es sich um ein Solowerk für Kontrabass. Sergej Koussevitzki komponierte außerdem noch ein sehr bekanntes Solo Konzert. Ein weiter Komponist war Giovanni Bottesini der das bekannte h-moll Kontrabasskonzert schrieb und selber aufführte. Die Sololiteratur ist häufiger im Violinenschlüssel und Tenorschlüssel notiert.

Im Orchesterspiel ist natürlich die "normale Notation" im Bass- Schlüssel am geläufigsten. Hier ein "typisches" Beispiel aus der Orchestersuite Nr.1 aus der Oper Carmen von Bizet, daraus "Les Toreadors" oder auch "der Einmarsch der Toreros".



Etwa bis Mendelssohn hatte der Kontrabass noch keine eigene Stimme im Orchester, sondern spielte sozusagen eine Oktave tiefer die Cellostimme. Nur gelegentlich bekam der Kontrabass eigene Aufgaben zugeteilt, wie zum Beispiel im berühmten Rezitativ im 4. Satz der 9. Sinfonie von Beethoven.
Wenn Cello und Bass einmal unabhängige Stimmen haben taucht ein Notensystem mit zwei eingeklammerten Stimmen auf, wobei die obere Stimme das Cello zu spielen hat. Nach Mendelssohn wurde die Kontrabass- Stimme allmählich vom Cello "abgekoppelt".

Hier ein Beispiel für diese Notation aus Mendelssohns bekannten 1. Satz der 4. Sinfonie ( die sog. "italienische").



Ab der dritten Notenreihe spielen Bass und Cello unterschiedliche Stimmen. Wenn die Stimmen wieder zusammengeführt werden wird dies mit "Bassi" angegeben. In diesem Beispiel kann man auch die Spielanweisung für Streichen ("arco", italienisch für Bogen) und Zupfen ("pizz" für Pizzicato) schön erkennen.
Wenn einmal nur das Cello zu spielen hat wird dies mit "Violoncelli" (Cellogruppe) oder "Cello- Solo" (ein Cello) angegeben.
Wenn nur der Kontrabass zu spielen hat wird dies mit "Kontrabasso" (Kontrabassgruppe) oder "Basso- Solo" (ein Kontrabass) angegeben.
Wenn danach wieder alle zu spielen haben steht wiederum "Bassi" als Anweisung.
Hier ein Beispiel dafür aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 20, 1. Satz.



Bei einem Solokonzert wird den Musikern kenntlich gemacht, wann das ganze Orchester spielt (Tutti) und wann das Soloinstrument zu begleiten ist (Solo), man also feinfühliger und ggf. insgesamt etwas leiser zu spielen hat.

In der Barockmusik gibt es solche Unterscheidungen überhaupt nicht. Hier bilden Cello, Kontrabass, Cembalo und manchmal auch das Fagott das sogenannte "Continuo", was man sozusagen als Rythmus- und Harmoniegruppe einer jeden Besetzung interpretieren kann, über der sich alle anderen Stimmen entfalten können. Das Continuo bildet sozusagen das Grundgerüst und fehlt bei keiner Besetzung. In der Barockmusik haben Cello und Kontrabass also jede Menge Arbeit.
Aber nicht immer spielen Cello, Kontrabass und Fagott gemeinsam. Wie im einzelnen besetzt wird ist von der Besetzung der anderen Musiker und dem individuellen Geschmack des Dirigenten abhängig. Bei einer sehr feinfühligen Sopranarie wird oft alleine das Cello genommen. Das Fagott wird gerne alleine bei Bläserbesetzungen eingesetzt. Der Kontrabass kommt meist auf Wunsch additiv hinzu, um den Klang zu füllen. Selten begleitet der Kontrabass alleine.

Es ist auch vorstellbar, daß in der Barockzeit die Besetzung des Continuo oft auch von der Verfügbarkeit der Musiker abhängig war.
Übrigens wird hier der Kontrabass oft als "Violone" bezeichnet, da es in dieser Zeit eine Vielzahl an tiefen Streichinstrumenten mit unterschiedlicher Stimmung und Saitenzahl gab, die allgemein als Violone bezeichnet wurden.

Hier ein Beispiel aus dem "Weihnachtsoratorium" von J.S.Bach.



Nun gibt es nur noch einige Sonderfälle der Notation. Erst im 20. Jahrhundert wurden auch Kontrabässe mehrstimmig in der Gruppe geteilt, man nennt dies "Divisi". Je nach Spielanweisung teilen sich die Bassisten die Stimmen auf. In dem nächsten Beispiel aus Prokofieffs "Symphonie Classique", 2. Satz spielt die eine Hälfte die obere Stimme, die andere die untere. Auch hier hat man wieder ein umklammertes System, das aber hier mit "div." zusätzlich kenntlich gemacht ist.



Nun bleibt nur noch die Notation von "Flageoletten". Flageolette sind Töne, die nicht durch festes Hinunterdrücken der Saite entstehen, sondern nur durch leichtes Auflegen des Fingers auf die Saite. Dabei entsteht ein obertonreicher, hoher und fahler oder fiepender Ton. An bestimmten Punkten der Saite sind sie leicht zu erzeugen, an anderen nur durch "Kunstgriffe". Generell wird durch einen kleinen Kreis über der Note angegeben, daß sie als Flgeolett zu spielen ist. Wo dieses Flageolett erzeugt wird, kann der Spielende selbst entscheiden, denn viele Flageolett-Töne gibt es mehrfach auf den unterschiedlichen Saiten. Im folgenden Beispiel von Hindemithīs Sonate für Kontrabass und Klavier schreibt der Komponist unmissverständlich vor, wie das Flageolett zu erzeugen ist. Im oberen Notensystem wird der aktuelle Klang angegeben, im unteren mit römischen Ziffern die Saite, mit eckigen Noten die Griffposition des normal gespielten Tones und mit dem Kreis unten die Flageolettspielanweisung. Bei Buchstabe "H" wird die Flageoletterzeugung wieder dem Spielenden überlassen.